Wir trauern um Gerd Verhoeven

Nach langer, schwerer Krankheit ist unser ehemaliger Pfarrer Gerd Verhoeven am späten Abend des 4. März von Gott heimgerufen worden. Er hat es geschafft – wir müssen das nun gemeinsam tragen.
Mit großem Dank haben wir für ihn die Auferstehungsmesse am Freitag, 17. März 2023, um 13 Uhr in seiner geliebten Heilig Geist Kirche gefeiert und ihm anschließend unser letztes Geleit auf dem Friedhof Trills gegeben.
Danach sind viele noch seiner Einladung zu Speis und Trank ins Franziskushaus gefolgt. Es kam zu vielen Begegnungen, Menschen, die einander schon lange nicht mehr gesehen hatten und die Gerd Verhoeven so noch einmal zusammengeführt hat.
-Danke Gerd! Hoffentlich können wir in deinem Sinne weitermachen und Kirche sein!-
Ansprache von Sabine Jachmann in der Auferstehungsmesse
Ansprache für Gerd Verhoeven
Wir alle gedenken seiner im Gebet.
Christus, der den Tod überwunden hat,
rief am 4. März 2023
Pfarrer
Gerd Verhoeven
in sein Reich des Lebens
und des Friedens.
Wir danken dir für diesen Menschen, der uns so vertraut und kostbar gewesen ist und der jetzt weggefallen ist aus unserer Welt. Wir danken dir für die Freundschaft, die von ihm ausgegangen ist, und für die Geborgenheit und den Frieden, die er gebracht hat.
Wir bitten dich, dass nichts von diesem Menschenleben verloren geht, dass all das, was er gelebt und getan hat, dieser Welt zugute kommt, dass all das, was ihm heilig war, geachtet wird von denen, die nach ihm kommen, und dass er in allem, worin er einzigartig war, weiter zu uns spricht, gerade jetzt, da er gestorben ist.
Wir bitten dich, dass er bei dir, guter Gott, neu und vollendet leben darf und in unserer Gemeinde in Erinnerung bleibt, in unseren Herzen und in unserem Mut zum Leben, in unseren Gedanken und in unserem Gewissen.

Gedanken von Monika Spanier zu Gerd Verhoeven

In seinem Apartment im Rosenhof Hochdahl war die Eingangstür nur angelehnt. Wer bei Gerd Verhoeven klingelte, wurde hereingebeten.
Er saß gut gelaunt in seinem Seniorenstuhl und freute sich auf den Besuch. Im Geiste fit und flott. Der Körper allerdings war angestrengt von schwerer Krankheit.
Mitglieder der Gemeinde erzählten kürzlich nach einem Besuch, es sei wie auf einer Abschiedstour gewesen. So war es wohl.

In der Nacht zum 5. März 2023, dem Verklärungssonntag, ist Gerd Verhoeven, unser langjähriger Pfarrer, jetzt im Alter von 85 Jahren im Krankenhaus Mettmann gestorben.

Er war kein Kleriker mit Kalkleiste und Talar. Er war Seelsorger mit Leib und Seele und vom Geist des Konzils angesteckt. Aufbruch aus verkrusteten Strukturen, die Menschen in die Gemeindearbeit einbinden, ihnen etwas zutrauen. So lautete das Ziel nach dem Studium. Er war niemals Amtsträger am Ambo, sondern immer gemeinsam mit dem „wandernden Volk Gottes“ unterwegs. In der Neubaugemeinde Hochdahl fand der Theologe den idealen Nährboden. Hier zogen seit Ende der 60er Jahre Menschen aus allen Teilen des Landes zu und suchten als Katholiken eine geistige Heimat.

Die Beteiligung und Befähigung der Laien an der Sakramentenvorbereitung war in den 70er Jahren neu und wurde für viele Menschen Bereicherung für ihren Glauben. Hochdahl war anders als man es damals von herkömmlichen Pfarreien kannte.

Legendär sind Silverstergottesdienste oder die gemeinsam mit Gemeindemitgliedern vorbereitete Gestaltung der Kar- und Ostertage, die es heute noch gibt und die damals ihren Anfang nahm. Ob Capella Nova, Sandheider Meisterkonzert oder jüngst das Benefiz-Klezmer-Konzert für das Hospiz – die Böhm-Kirche in Sandheide war für Verhoeven Gottesdienst – und Lebensraum im Alltag.

Verhoeven war leidenschaftlich. Hartnäckig und beharrlich kämpfte er für die Errichtung des Franziskus-Hospizes gegen alle Widerstände aus der Zivilgesellschaft.

Mit Nachdruck setzte er sich für die Ökumene ein, besonders für das Haus der Kirchen und für die Zukunft des Roncallihauses. Er begeisterte andere für Theologie und fuhr mit ihnen regelmäßig zur Karl Rahner Akademie nach Köln. Er wanderte mit Gemeindemitgliedern von Nord nach Süd durch halb Europa, radelte für sein Leben gern und fuhr mit Hochdahlern nach Israel und Polen. Der Kontakt zu Kolonowskie als Partnergemeinde lag ihm am Herzen. Ebenso wie er aus dem Osten Zugewanderten Hilfe bot.

Das Seelsorgeteam, in dem Verhoeven mit Pfarrer Bernd Staßen und Diakon Willi Brähler und anderen zusammengearbeitet hat, ermöglichte es den Menschen, sich in ihren Stadtteilen zum Gottesdienst und Gedankenaustausch zu treffen. Auch in der Neanderkirche

und im Paul-Schneider-Haus waren die Katholiken viele Jahre sonntags zu Gast. Ortsnähe und Ökumene zugleich. Es gab kein Patent für den Gemeindeaufbau. Strukturen mussten durchdacht und neu gefunden werden. Das war nicht immer im Sinne der Kölner Bistumsleitung und führte zu Spannungen, Unverständnis, vielfältigen Auseinandersetzungen und Konflikten.

Nach einer neuen Aufgabe in einer Kölner Pfarre (von 1997 bis 2004) kam Gerd Verhoeven als normales Gemeindemitglied zurück nach Hochdahl.

Als er nach einiger Zeit hin und wieder Gottesdienst mit der Gemeinde feierte und andere Aktivitäten aufnahm, führte das 2010 zu einer dramatischen Entwicklung. Der Generalvikar im Auftrag des Erzbischofs untersagte Gerd Verhoeven alle seelsorglichen Tätigkeiten in Hochdahl. Eine quälende Verletzung.

Die Gemeinde trauert um einen Seelsorger, der den Reichtum seines Lebens und Glaubens mit vielen Menschen geteilt hat. Im Gebet bleiben wir mit ihm verbunden.

(aus ASPEKTE März 2023)

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