Firmung
Die Vorbereitung 16jähriger Jugendlicher auf die Firmung ermöglicht eine eigenständige Entscheidung und Bejahung der vor Jahren empfangenen Taufe, die Gruppen beginnen jedes Jahr nach den Sommerferien.
Möglichkeit zur Erwachsenenfirmung
Die Firmung ist eines der sieben Sakramente in der katholischen Kirche. Sie gilt als die Besiegelung der Taufe und ist eine Voraussetzung, um das Patenamt zu übernehmen. Normalerweise kommt der Bischof in die Gemeinden zur Firmung von Jugendlichen ab 16 Jahren. Weil sich aber viele erst Jahre später zur Firmung melden, plant die katholische Kirchengemeinde St. Franziskus in Erkrath-Hochdahl eine besondere Vorbereitungsgruppe für Erwachsene.
Nähere Auskunft gibt es bei Pfarrer Ludwin Seiwert, Telefon 02104/8172460, E-Mail ludwin.seiwert@erzbistum-koeln.de.
Firmvorbereitung: Hab Mut!
Ein Rückblick:
In den nächsten Monaten werden 63 Jugendliche mit ihren zwölf BegleiterInnen (darunter sechs Jugendliche) in vier Gruppen herausfinden, was der Glaube für ihr Leben bedeutet. „Sich in klarer Entscheidung firmen zu lassen bedeutet, ich gehöre zu Jesus und seiner Kirche dazu”, sagt Kaplan Wolfgang Biedaßek. Im Kernteam wird er von Sigrid Kenc und Ute Dick unterstützt. In der Hintergrundarbeit besteht die Aufgabe des Teams darin, den Begleitern, die sich wöchentlich mit den jungen Leuten treffen, den Rücken zu stärken. Alle vier Wochen finden Treffen der BegleiterInnen statt. Diese dienen dem Austausch über den eigenen Glauben und der Vermittlung von Methoden für die Gruppenarbeit.
An zwei Wochenenden in Waldbreitbach lernen sich die Firmgruppen- Teilnehmer untereinander kennen. Nach Ostern sind zur Klärung der Firmentscheidung für die Jugendlichen eine Fahrt zur Brudergemeinschaft von Taizé in Burgund oder eine Fußwallfahrt zum Grab des Apostels Matthias in Trier verbindlich.
„Lauft ihr nach Trier oder fahrt ihr nach Taizé?” Paul, ein jugendlicher Firmbegleiter, nimmt selbst- bewusst das Mikrofon in die Hand. Vor der vom Taizé-Kreis vorbereiteten Jugendmesse sind zum Auftakt der Firmvorbereitung in der Heilig-Geist- Kirche zwei Leinwände aufgebaut. Dias lassen in einer Endlosschleife die Atmosphäre vergangener
Fahrten lebendig werden. Paul erzählt vom einfachen Leben im Kloster ohne Handy und Computer. „Über 4000 Jugendliche sitzen in der Kirche von Taizé auf dem Fußboden und singen.” Er habe in der Woche ganz viel mit anderen Leuten gequatscht und noch immer Kontakt zu einem Kumpel aus Wiesbaden. Pfarrer Christoph Biskupek, auf den Bildern in kurzen Hosen abgelichtet, ist erfüllt von der jüngsten Trier-Wallfahrt. Mit Jugendlichen möchte er nach Ostern 150 Kilometer durch die Eifel an die Mosel pilgern. „Eine sportliche Übung für Geist und Körper, eine spannende Herausforderung.”
Was erwartet Ortun Pohl (48, Mutter von drei Kindern) als Firmbegleiterin? Sie hat diese Aufgabe erstmals übernommen. „Ich denke, es ist inspirierend und schön, Gruppenstunde mit den Jugendlichen zu machen. Man muss sich selbst hinterfragen und mit Themen aus dem kirchlichen Raum befassen.” Die Gymnasiastin Isabelle Hüser (17) wurde in diesem Jahr gefirmt und gehört jetzt als jugendliche Begleiterin zum Team. „Ich habe Freunde kennengelernt, die ich sonst nie getroffen hätte.” Sie habe im Miteinander viel gelernt und nennt ihre eigene Firmgruppenzeiteine „genial, schöne Erfahrung”, trotz der anstrengenden anstrengenden wöchentlichen Treffen. Jetzt möchte sie gute Laune verbreiten und mit aller Kraft verhindern, dass es den Jugendlichen langweilig wird. Dritter in diesem Team ist Reinhard Wischneswki (51), Vater von zwei Kindern und nicht zum ersten Mal Firmbegleiter.
Er möchte seinen Erfahrungsschatz als Anstoß und Impuls zum Weiterdenken einbringen und hofft, dass die Jugendlichen, die sich ja freiwillig zur Firmgruppenarbeit
gemeldet haben, interessante Fragen stellen. Seine schlimmste Befürchtung ist, dass die jungen Leute die Dinge nicht ernst nehmen.
Hab Mut! Ein Sprung ins kalte Wasser, wie auf dem Handzettel für die Jugendmessen angedeutet?
Ein Abenteuer? In den Gruppen ist der Ort, an dem die Jugendlichen in der Gemeinschaft bei vielfältigen Aktivitäten ein Stück von dem Vertrauen entwickeln und erfahren können, das sie selbst als Mitglieder der Kirche auf ihrem Weg zu Gott brauchen.
Monika Spanier
Natalie (15, Realschule Hochdahl): Ich habe keine besonderen Erwartungen. Ich möchte gerne etwas über Gott erfahren, Leute kennenlernen und dass wir eine Gemeinschaft bilden. Von meiner Freundin habe ich gehört, dass es hier cool sei.
Britta (16, Bundesfreiwilligendienst in einem Haaner Kindergarten): Ich erwarte eine schöne Zeit und möchte neue Leute kennenlernen. Vielleicht kann ich nach der Erstkommunion zum Glauben zurückkehren und Gott wieder näherkommen. Man verliert das aus den Augen.
Phillipp (16, Gymnasium Hochdahl): Ich habe mich aus eigener Entscheidung angemeldet. Mein Bruder und meine Schwester waren auch in der Firmgruppe. Ich möchte meinen Glauben mehr vertiefen und dass wir als Gruppe und Gemeinschaft zusammenwachsen.
Robin (16, Gymnasium Hochdahl): Ich gehe davon aus, dass wir mehr über Gott reden als im Freundeskreis. Meinen Glauben zu stärken und zu vertiefen ist der Hauptgrund für meine Anmeldung.
Wofür will ich leben?
Wofür will ich leben?
Du kannst dir nicht ein Leben lang
die Türen alle offenhalten,
um keine Chance zu verpassen.
Auch wer durch keine Tür geht
und keinen Schritt nach vorne tut,
dem fallen Jahr für Jahr die Türen,
eine nach der anderen, zu.
Wer selber leben will,
der muss entscheiden:
Ja oder Nein –
im Großen und im Kleinen.
Wer sich entscheidet, wertet, wählt
und das bedeutet auch: Verzicht.
Denn jede Tür, durch die er geht,
verschließt ihm viele andere.
Man darf nicht mogeln und so tun,
als könne man beweisen,
was hinter jener Tür geschehen wird.
Ein jedes Ja – auch überdacht, geprüft –
ist zugleich Wagnis und verlangt ein Ziel.
Das aber ist die erste aller Fragen:
Wie heißt das Ziel, an dem ich messe Ja und Nein?
Und: Wofür will ich leben?
(Paul Roth)
Als ich mir überlegt habe, wie ich am besten mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 10 über die Firmvorbereitung ins Gespräch kommen kann, ist mir dieses Gedicht in die Hände gefallen. Die vielen Türen, die sich schließen und öffnen, sind in mehrfacher Hinsicht ein sehr passendes Bild für das, was im Rahmen der Firmpastoral geschieht.
In meinen Überlegungen hatte ich natürlich zuerst die Jugendlichen im Blick, die in diesem Sommer eingeladen werden, sich zur Firmvorbereitung anzumelden. Inzwischen denke ich aber, dass auch die Situation vieler erwachsener Gemeindemitglieder in diesem Text gut getroffen ist. Was für die Jugendlichen der Einladungsbrief ist – ein kurzer schriftlicher Kontakt, vielleicht sogar eine kurze persönliche Begegnung, wenn es wie in den letzten Jahren möglich ist, dass viele Gemeindemitglieder die Einladungen in Hochdahl verteilen und dabei an der Haustür ein wenig ins Gespräch kommen – mag für etliche bereits Gefirmte der wiederkehrende Aufruf „Firmbegleiter gesucht” sein. Beides eine Einladung – und damit eine von vielen Türen, durch die man nach den Sommerferien auf einmal gehen kann. Daneben bestehen noch viele andere Möglichkeiten oder auch Notwendigkeiten, die alle Zeit, Interesse, Engagement einfordern: für die Jugendlichen Führerschein, Ausbildung, Schule, Theater, Musik, Sportverein, Beziehung, für alle anderen ähnliches, Familie, Beruf, Hobbies, bereits eingegangene Verpflichtungen…
Und vermutlich ist es für alle Beteiligten wirklich so, dass mit der Entscheidung, durch diese Tür zu treten, bereits andere Türen zumindest für eine bestimmte Zeit zufallen – der Tag hat schließlich nur 24 Stunden und die Woche nur sieben Tage…
Aber im Weitergehen öffnen sich andere Türen, mehr Entscheidungen stehen an: Mit wem werde ich im nächsten halben Jahr einen Teil meiner Zeit verbringen? Über welche Fragen möchte ich nachdenken, worauf lasse ich mich lieber gar nicht erst ein? Wie nah lasse ich andere Menschen an das heran, was ich denke, fühle und glaube? Und bei jedem Thema, das dann in den Blick kommt, neue innere Entscheidungen: Wie stehe ich dazu? Welchen Einfluss hat mein Standpunkt in dieser oder jener Frage auf meine Lebensgestaltung? Wofür will ich leben? – Sicherlich ist das niemals die erste, bestimmt aber eine ganz wichtige Frage in einer Firmgruppe. Die Entscheidung, ob sich die Jugendlichen am Ende der Gruppenzeit zur Firmung anmelden oder nicht, ist also eigentlich eine Konsequenz aus vielen – bewussten oder auch unbewussten – Entscheidungen, die in der vorangegangenen Zeit getroffen worden sind. Vielleicht ist das ja auch ein beruhigender Gedanke: dass mit dem Gehen durch eine Tür noch nicht gleich alles entschieden ist? Und für die Firmbegleiter, für die selbst ja keine konkrete Entscheidung im Hinblick auf das Ja oder Nein zu diesem Sakrament ansteht, kann sich dennoch viel verändern: Einsichten, Haltungen, als sicher Geglaubtes wie auch oft Bezweifeltes…
Kurz gesagt: ein Abenteuer. Und wie es im Text von Paul Roth heißt: nicht mogeln – denn nicht die theoretische Spekulation darüber, wie es hinter dieser Tür aussehen könnte, führt weiter, sondern erst die konkrete Entscheidung, das Wagnis, selbst mitzumachen, mitzugehen. Auch auf die Gefahr hin, dass Fragen aufkommen, auf die man keine Antwort hat, bei denen man ins Schwimmen gerät und sich vielleicht die eine oder andere Tür unwiederbringlich hinter Fragmenten des bunten und kuscheligen Kinderglaubens verschließt.
Für alle neugierig gewordenen Jugendlichen: Wer im Jahrgang 1990 geboren ist, erhält Anfang August die Einladung zur Firmvorbereitung. Für alle bereits Gefirmten, Erwachsene wie Jugendliche, die als Firmbegleiter einen Blick hinter diese Tür werfen wollen: Rufen Sie mich einfach an, Tel. 14 86 42.
Zusammen mit Schwester Renata Ehlert und Ulrich Sander freue ich mich auf die nächste Firmvorbereitung mit Euch und mit Ihnen!
Daniela Ballhaus
Nachdenken und Diskutieren in Gemeinschaft
Firmvorbereitung: Nachdenken und Diskutieren in Gemeinschaft
Die Gemeinde in der Heilig-Geist-Kirche singt. Um den Altar steht „unsere” Firmgruppe. Viele Abende sind vergangen, in denen Björn, Vanessa und die fünf anderen sich auseinandergesetzt haben mit Gott, Jesus Christus und Kirche. Das klingt einfach, hat uns, die Firmbegleiter (2 Erwachsene, 1 gefirmter Jugendlicher) aber manchmal mehr gefordert als die Jugendlichen, mussten wir über uns selbst doch genauso intensiv nachdenken, um mit den Jugendlichen diskutieren, streiten, argumentieren zu können.
Besonders das Thema Kirche war schwierig. Braucht man Kirche überhaupt? Reicht es nicht aus einfach an Gott zu denken?
„Jesus lebte und predigte Gemeinschaft”, haben wir Firmbegleiter gesagt. „Und wie eine Gemeinschaft = Gemeinde sich gibt, das hängt von der Motivation und dem Engagement der Gemeindemitglieder ab. Mit der Firmung nimmt euch die Gemeinde in ihre Mitte auf. Wenn ihr euch firmen lasst, sagt ihr auch, dass ihr mit den anderen an und in dieser Gemeinde mitarbeiten wollt.”
Erst ganz zum Schluss der halbjährigen Firmbegleitung haben sich Björn und Vanessa zur Firmung entschieden. Denise konnte sich nicht dazu durchringen. Aber sie hat versprochen weiterhin Kontakt zu halten.
U. Grote
Eine gefirmte Jugendliche erzählt
Erfahrungen in einer Firmgruppe. Wir treffen uns in der Firmgruppe um über unseren Glauben und unser Verhältnis zu Kirche nach zu denken. Bei diesem Treffen haben wir viel Zeit zu diskutieren, zu denken und zu versuchen unsere Gedanken und Gefühle zu formulieren, doch immer unter dem Vorsatz, dass es sich hierbei nicht um Unterricht handelt. Wir gehen freiwillig, ohne den Druck am Ende ein Zeugnis über erbrachte, oder nicht erbrachte Leistungen entgegen zu nehmen. Denn hier geht es hauptsächlich darum, herauszufinden, ob wir dazu bereit sind uns firmen zu lassen oder nicht.
Was läuft genau in der Firmgruppe ab? Jede Firmgruppe hat 3 Begleiter. 2 Erwachsene und 1 Jugendlichen. Die Gruppen bestehen aus ca. 10 Firmlingen, die alle um die 17 Jahre alt sind. In unseren Gruppenstunden sprechen wir über viele verschiedene Themen, unsere Gedanken, Gefühle und die Zwiespalte, die uns zwischen Alltag und Glauben auch mal ins Wanken bringen. So haben wir über das Thema “Zeit” gesprochen: wieviel Zeit wir haben und wie wir sie verbringen. Auch über unsere einzelnen Glaubenswege haben wir gesprochen: “Wie sieht er bis hierher aus, gefällt er mir, möchte ich ihn beenden oder mit der Firmung einen weiteren Weg einschlagen und ihn somit fortführen?” Genauso das Beten war Thema in einer unserer zahlreichen Stunden.
Was ist das “Beten”? Wie bete ich und kann ich mit Gott über alles reden was mich bedrückt? Selbstverständlich haben wir auch über Jesus gesprochen und was er für ein Mensch war? Ist er uns Vorbild und stärkt er uns durch seine Taten in unserem Glauben so, dass wir nicht an unserem Glauben zweifeln? Am Ende, so hoffen wir, haben wir Antwort auf all unsere Fragen und können uns für oder gegen den Glauben entscheiden.
Laura Krueger
Firmung mit 16 ist uns wichtig
Firmung mit 16 ist uns wichtig,
- weil in diesem Alter eine bewusstere und reifere Entscheidung gefällt werden kann als mit 13 Jahren
- weil dabei eine gemeinsame Erarbeitung von Glaubensinhalten stattfinden kann und keine „Schulstunden” abgehalten werden
- weil das Ziel eine freie Entscheidung für oder gegen die Firmung ist
- weil die Jugendlichen einen größeren Erfahrungshorizont haben, um ihr Leben im Glauben zu deuten
- weil der Druck von Eltern etc. in diesem Alter nicht mehr ganz so ausschlaggebend ist und somit größere eigene Anteile an der Entscheidung vorliegen
- weil der Firmkurs dadurch zeitlich nicht so nah an der Kommunion ist, somit ein Bindeglied zwischen Kindheit und Erwachsensein sein kann
- weil in diesem Alter andere Arbeitsweisen gewählt werden können um sich auszutauschen
- weil es eine Lebensphase ist, in der die Jugendlichen – nach dem Abschluss der Pubertät – offen und neugierig sind für innere Fragen: erst in diesem Alter stellt sich ihnen die Frage nach dem Sinn des Lebens wirklich tiefgründig
Über Jahre war uns die Firmung mit 17 wichtig, dies mussten wir allerdings durch die Schulzeitverkürzung ändern.
Rückblicke:
Von der Freude und den Schwierigkeiten der Firmbegleitung
Der Auslöser für meinen Entschluss wieder mal Firmbegleitung zu machen, war der letzte Firmgottesdienst. Da war so eine ganz besondere Atmosphäre, irgendwas lag in der Luft von gespannter Aufmerksamkeit und Erwartung. Im bloßen Singen machte sich Freude breit und irgendwie entfachte diese feierliche Stunde in mir den Wunsch, den jungen ,Leuten an dieser Schwelle ihrer religiösen Entwicklung zu begegnen, etwas von ihnen kennenzulernen, von ihren Gedanken, Wünschen, Erfahrungen. Und so wurde aus dem Wunsch Realität. Im September ging der neue Firmkurs los und ich war dabei ‑ und zwar mit recht hohen Erwartungen an mich, meine Teampartner und auch die Jugendlichen. Ich hoffte auf eine Gruppe, die sich wirklich interessierte, Fragen hatte und gewillt war, kräftig miteinander zu diskutieren. Und es lief auch sehr gut an. Die Gruppe war zwar unter mehreren Gesichtspunkten sehr unterschiedlich strukturiert, aber man nahm sich gegenseitig an und keiner geriet in eine Außenseiterposition. Ich frage mich allerdings bis heute, ob wir nicht doch zu früh thematisch eingestiegen sind, denn eine gute Vertrauensbasis ist für den weiteren Weg, den man dann miteinander geht, essentiell.
Als dann gleich an einem der ersten Abende eine Jugendliche angab, dass sie bereits vor einiger Zeit aufgehört habe an Gott zu glauben, hörte ich aus der übrigen Gemeinde mehrfach den Kommentar: “Oh ja, optimale Voraussetzungen für intensives Arbeiten”. Mit mir machte die Äußerung der Jugendlichen allerdings neben diesem Ansporn noch etwas ganz Seltsames. Ich fühlte mich irgendwie unter Druck gesetzt ‑ nach dem Motto: Jetzt dürfen wir nichts falsch machen, ihr Glaube liegt in unseren Händen. Jetzt, im Nachhinein, weiß ich schon, dass das so nicht stimmt. Gottesbeweise konnten wir nicht erbringen. In der Gruppe entwickelte sich dann allmählich auch ein bestimmtes Gefüge, von dem wir im Grunde bis zum Schluss nicht loskamen. Es gab ein paar Engagierte, die sich zu Wort meldeten, der Rest wartete ab, konsumierte die Dinge, die da kamen, ohne eigene Stellungnahmen. Ich habe mich oft gefragt, was in den einzelnen Köpfen wohl vorging. Als wir schließlich zum Thema Jesus kamen, wurde es ganz schwierig. Den Jesus aus der Bibel mochten sie nicht ‑ ein Superstar, der alles kann ‑ Kranke heilen, ein Wunder nach dem nächsten wirken ‑ nein, das ist nicht menschlich bzw. übernatürlich und Jesus war doch ein Mensch!? Oder war er Gott? Dann rückte er allerdings noch weiter von ihnen weg, hatte mit ihrem konkreten Leben noch weniger zu tun. Nein, an so jemanden konnten und wollten sie nicht glauben. Und so fing ich an, Jesus und damit auch meinen Glauben zu verteidigen, zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger, aber mich auf die Bibel und die jahrtausendealte Überlieferung und Erfahrung von so vielen berufend. Dadurch manövrierte ich mich bei den Jugendlichen allerdings schnell ins Abseits. Und so steht man schließlich da, mit seinem eigenen mittelmäßigen Glauben und gerät selber arg ins Schleudern ‑ was ist denn dran an diesem Jesus von Nazareth? Was einem an dieser Stelle bleibt, sind dann die eigenen Erfahrungen, die den Glauben wieder lebendig werden lassen. Dass ich im Zurückblicken auf mein Leben erkenne: Ja, dieses und jenes Ereignis oder die und die Begegnung waren eben kein Zufall, sondern da war Gott im Spiel. Von solchen Erlebnissen kann ich in der Gruppe erzählen und dennoch: Was für den einen wahr ist, weil durch Erfahrung erlebbar gemacht, ist für den anderen vielleicht überhaupt nicht nachvollziehbar.
Die Jugendlichen müssen ihre eigenen Erfahrungen sammeln und deuten. In diesem Zusammenhang dann den Schritt auf Jesus zu tun, d.h. für mein konkretes Leben heute etwas von ihm zu erwarten, mit seinem Handeln zu rechnen, das ist der entscheidende Wendepunkt, der uns allen glaube ich immer wieder so schwer fällt und der doch unser Leben glücklicher machen würde. Ich hoffe sehr, dass wir im Verlauf des halben Jahres unser aller Blick dafür etwas haben schärfen können. Für mich war es bei oftmals stürmischer See eine wertvolle Zeit mit hohem Lerneffekt. Ich habe z.B. gelernt, dass es viele Wege zu Gott gibt, und dass ich das aushalten muss, auch wenn es mir zwischendurch unmöglich erscheint. Wirklich schön war dann schließlich auch der Abend der Firmung. Es gab so einige strahlende Augen und auch eine Überraschung: eine der Jugendlichen hatte sich erst im Verlauf der Messe dazu entschlossen, sich firmen zu lassen: Gottes Geist weht halt da, wo er will.
Lisa Grosser
Du bist ein Unikat - ein Puzzleteil in Gottes Gesamtwerk
-Eine Einführung in die Firmmesse 2010-
Sehr geehrter Herr Bischof,
liebe Firmanwärter,
liebe Gemeinde,
aus dem Sport wissen wir alle: alleine ist ein Spiel nicht zu gewinnen.
Im Berufsleben haben wir schon öfters die Erfahrung gemacht: 2 haben mehr Ideen als 1.
In der Schule erleben wir es beim Pauken ständig: Alleine lernen ist langweilig! Zu Zweit gibt es mehr Anregungen und es lässt sich besser ertragen.
In einem Orchester, in einer Band: Ohne das Schlagzeug, oder ohne den Bass klingt die Musik unvollkommen.
Jeder hat seine eigenen Fähigkeiten. Jeder ist ein Unikat. Jeder ist ein einmaliges, gottgewolltes Wesen. Ein menschliches Individuum.
Doch: Ich und Du, und Du, und Du, und Du – wir zusammen ergänzen uns! Jeder mit seinen eigenen Möglichkeiten. Und wenn wir diese addieren, stellen wir fest:
Ein jeder Mensch bildet ein Teil des Ganzen. Gemeinsam sind wir stark. GEMEINSAM sind wir stark!
• Gemeinsam macht das Feiern mehr Freude als alleine.
• Gemeinsam leiden ist nicht so intensiv, wie alleine.
• Gemeinsam lösen wir Probleme schneller und besser, als alleine.
• Gemeinsam ist eine Zentnerlast leichter zu tragen, als alleine.
• Gemeinsam beten fällt leichter und bereitet mehr Freude als alleine.
Ohne die Eine oder den Anderen fehlt etwas. Wie bei einem Zahnrad, wenn da ein Zacken fehlt, kommt die Maschine ins Stocken. So auch bei einem Puzzle: Wenn nur ein Teil fehlt, ist das Werk unvollkommen. Es entsteht eine offensichtliche Lücke. Denn, an dieser einen Stelle passt nur dieses eine Teil. Nur da – sonst nirgends. Ganz gleich, wie groß das gesamte Werk ist. Ein jedes Teil ist ein Unikat.
Genauso ist es mit Dir! Du warst Teil einer Firmgruppe. Du bist Teil der Gemeinde, Teil der Christen in aller Welt. Du bist ein Unikat – ein Puzzleteil in Gottes Gesamtwerk.
Deshalb hatten wir für die Firmvorbereitung 2010 das Puzzle als Symbol gewählt.
Wolfgang Damberg, 29.04.10
Firmung 2007 - eine Rückschau
Am Samstag, dem 17. März haben 41 Jugendliche in einem feierlichen Gottesdienst das Sakrament der Firmung empfangen. Sie haben sich in fünf Gruppen, begleitet von 11 Erwachsenen, auf die Firmung vorbereitet. Seit September haben sie sich jede Woche in ihrer Gruppe getroffen und sich mit verschiedenen Themen des Glaubens befasst. Im Januar und Februar sind mehrere Gruppen gemeinsam ins Wochenende gefahren, um sich noch intensiver mit dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen. Immer wieder waren die Jugendlichen eingeladen, ihren Glauben zusammen mit der ganzen Gemeinde in der Jugendmesse zu feiern. Sechs Jugendliche haben die Gruppen im Laufe der Monate wieder verlassen und haben sich in diesem Jahr nicht firmen lassen. –
Das sind die „Fakten”, den nicht an der Firmvorbereitung beteiligten Gemeindemitgliedern teilweise bereits bekannt durch verschiedene Hinweise in der Neuen Stadt oder auch durch eigenes Miterleben (z.B. in den Jugendmessen zur Eröffnung oder zur Halbzeit des Firmkurses). Aber eigentlich war es doch noch viel mehr. Weil es gerade keine Aspekte gibt und die Homepage noch nicht online ist, an dieser Stelle heute und demnächst einige ganz persönliche Eindrücke vom „Mehr” des Firmkurses…
Ich habe in dieser Runde zum ersten Mal eine Firmgruppe begleitet. Beeindruckt hat mich der Umgang der Jugendlichen mit biblischen Texten: ich habe erlebt, dass eine mir nur allzu bekannte Bibelstelle mir durch die spontane Interpretation der Jugendlichen – frei von „frommen Sprüchen” und Versatzstücken aus „nur” wiedergegebenen Glaubenssätzen – völlig neu erschien. Was mich nachdenklich macht: die Frage nach dem „Stellenwert” der Firmvorbereitung im heutigen „Zeitmanagement” (von Jugendlichen wie auch von Erwachsenen). Was ich mitnehme: die Erfahrung, dass ein unverhofftes „Aha-Erlebnis” mehr bewegt als ein vorher geplantes „Lernziel”…
Daniela Ballhaus
Das Prisma - Erinnerungszeichen
Bei den Überlegungen in diesem Jahr stand sehr bald die Beobachtung im Vordergrund, dass es für die Jugendlichen heute ein großes Angebot an Möglichkeiten gibt, wie sie ihre Zeit, ihre Freizeit, ihr Leben gestalten können. Während der Vorbereitung wurde immer wieder schmerzlich deutlich, dass die Deutung des Lebens aus dem Glauben heraus und damit verbunden der Wunsch, diesem Glauben in Gemeinschaft Ausdruck zu geben, oft nur als eins von vielen Angeboten wahrgenommen wird. Trotzdem gelang es in den Gesprächen in den Firmgruppen, im Austausch und im gemeinsamen Gottesdienstfeiern auch immer wieder, den Blick auf scheinbare Selbstverständlichkeiten zu schärfen bzw. die Perspektive zu verändern, unter der das eigene Leben und die Welt betrachtet wird.
Als Einladung und Ermutigung, sich um diese Erfahrung des Perspektivenwechsels auch und gerade nach der Firmung, gestärkt durch den Heiligen Geist, weiterhin zu bemühen, möchten wir den Firmanden ein Prismenglas mit auf den Weg geben. Der Blick durch dieses Objekt lässt die Wirklichkeit dahinter in einer ungewohnten Weise zutage treten, so dass es möglich ist, mit neuer Aufmerksamkeit andere Aspekte wahrzunehmen, die im alltäglichen Sehen leicht übersehen werden und aus den so gewonnenen Erkenntnissen heraus das Leben entsprechend zu gestalten. In der Firmvorbereitung haben die Jugendlichen diese Erfahrungen immer wieder gemacht: Sie haben sich mit ihrem teilweise noch unreflektierten und „übernommenen” Glauben auseinandergesetzt, sie haben Altbekanntes neu betrachtet, abgewägt, zu verstehen versucht, sie haben sich eine eigene Meinung gebildet und Überliefertes dadurch zu „Eigenem” gemacht.
Wir wünschen den Firmbewerbern, dass diese Erfahrung sie über diese Zeit hinaus begleitet und sie immer wieder Gelegenheiten finden, ihr Leben aus einem anderen als dem eben so „üblichen” Blickwinkel zu betrachten.
Diese Gedanken haben wir wiedergefunden in der Überlieferung des Pfingstereignisses in der Apostelgeschichte (Apg 2, 1-13): Die Jünger, die bis zu diesem Zeitpunkt die neue österliche Wirklichkeit noch nicht ganz fassen konnten, sich verunsichert zurückgezogen hielten, bekommen neuen Mut, neue Kraft und die Sehnsucht bricht sich Bahn, von ihren guten Erfahrungen mit Jesus von Nazareth Zeugnis abzulegen. Ihre Kommunikationsmöglichkeiten werden grenzenlos durch die Perspektive, die der Geist ihnen eröffnet: Sie öffnen Fenster und Türen, stürmen hinaus in die Stadt und reißen andere mit ihrer Begeisterung mit. Dies ist unser Wunsch für die Jugendlichen.
Den gleichen Gedanken finden wir in der Perikope vom blinden Bartimäus (Mk 10, 46-52): Ganz aktiv und fordernd, von den Menschen sogar als zu aufdringlich erlebt, versucht dieser, seine Sichtweise aufs Leben zu verändern bzw. ganz konkret: ein Sehender zu werden. Dass er das nicht aus sich heraus kann, ist ihm klar, deshalb bitte er den um Hilfe, der ihm die Augen öffnen kann. Auch hier sehen wir eine Parallele zu den Jugendlichen der Firmvorbereitung, die bei aller Skepsis und allem Überangebot sich auf die Zeit der Vorbereitung eingelassen haben und in dieser Zeit sich Jesus Christus angenähert haben.
D. Ballhaus
Wir brauchen einen Kompass - die Firmung 2006
Seit vielen Jahren versuchen wir, die Thematik des Firmgottesdienstes in einem Symbol greifbar zu machen.
In diesem Jahr haben die Begleiter und einige Jugendliche wieder den Gottesdienst vorbereitet. Sie sind von der Situation ausgegangen, daß es für Jugendliche nicht so ganz einfach ist, sich in dieser Zeit und in dieser Gesellschaft zu orientieren. Die religiöse Prägung und das Glaubenswissen sind oft nicht stark genug ausgeprägt, um hinreichend Halt und Hilfe zu geben. Die Außeneinflüsse sind oft so vielfältig und stark, daß selbst Erwachsenen die Orientierung verloren geht.
Also – dachte die Vorbereitungsgruppe – brauchen wir einen Leuchtturm, der uns zeigt, wo es lang geht. Noch besser – kam dann der nächste Gedanke – : wir brauchen einen Kompaß, der uns ja auf den Wegen dieser Erde ein sicherer und zuverlässiger Wegweiser ist. Und so bekommt jeder Firmling einen Kompaß, der ihn immer wieder erinnern soll an die Zusage des Firmgottesdienstes: „Du kannst deinen Weg im Leben finden – in der Begegnung mit Jesus Christus, geführt durch seinen Geist.”
Der Firmgottesdienst 2004
Am 30.03.04 hat Abt Placidus von der Abtei Siegburg 52 Jugendlichen und einem Erwachsenen die Firmung gespendet. Einem vielfachen Wunsch entsprechend geben wir hier die Fürbitten wieder, die von einer Firmgruppe formuliert wurden:
Wir leben nicht allein. Wir kommen woher. Und auch unsere Vorfahren kommen nicht aus dem Nichts. Dessen sind wir uns bewusst. Wir sind uns auch bewusst, dass wir es unseren Eltern und Großeltern nicht immer leicht gemacht haben. Sicherlich haben sie sich manchmal die Haare einzeln ausgerissen. Aber so ist es. Selbst Jesus ist nicht immer einig mit seinen Eltern gewesen. ‑ Heiliger Geist, lass uns danken für das, was unsere Eltern und Großeltern für uns getan haben. Wir bitten Dich, gib ihnen weiterhin die Weitsicht und Erkenntnis, dass wir ihre Kinder sind und doch nur auf dem Wege sind, den sie uns aufgegeben haben.
In den letzten sechs Monaten haben wir vielen Menschen einiges abverlangt: den Eltern, Geschwistern, den Firmbegleitern, den Freunden. Wir wollen ihnen dafür danken und appellieren heute an unsere Firmpaten: Dass sie uns in Glaubensfragen zur Seite stehen mögen. Dies ist eine wichtige Aufgabe. ‑ Heiliger Geist, gib ihnen den nötigen Mut dazu.
Wenn wir so die Lehrerschaft ansehen, sehen wir viele ausgebrannte, demotivierte, aus dem täglichen Kampf mit den Schülern zermürbte Lehrer. Wir erleben dagegen motivierte Referendare, die darauf brennen, nicht nur mit zeitgemäßen Methoden aus uns den Spaß am Lernen herauszukitzeln, sondern auch mit Leidenschaft Wissen vermitteln wollen. Doch viele werden arbeitslos. ‑ Heiliger Geist, lass in den Politikern und Menschen, die im Schuldienst Verantwortung tragen, die Erkenntnis heranreifen, dass nicht nur zur Verbesserung des PISA‑Rankings, sondern für die Lernhungrigen geeignete Lehrer zur Verfügung stehen müssen.
Das duale System der Ausbildung hat sich so gut bewährt, dass viele Länder der Welt uns darum beneiden. Obwohl die Berufsschule manchmal ätzend ist, sie ist doch eine super Einrichtung, die einen aus dem gewöhnlichen Trott heraus reißt. ‑ Heiliger Geist, lass die Verantwortlichen in den Unternehmen zu der Erkenntnis heranreifen, dass es Spaß macht, jungen Menschen eine Zukunft, eine berufliche Perspektive zu geben. Sorge dafür, dass die Wirt5chaft genügend Ausbildungsplätze bereit stellt, denn Zwang ist doof !!!
Wir sind hier eine große Gemeinde:
10.000 Seelen, 7 gut besuchte hl. Messen am Wochenende, 130 Kommunionkinder jährlich und ca. 60 Firmbewerber. All dies ist von den hauptamtlichen Seelsorgern, die immer noch bis zur Haarspitze motiviert sind, nicht alleine zu packen. Daher werden sie von Laien‑Katecheten unterstützt. Für die Firmbegleitung werden jährlich ca. 20 Menschen benötigt.
Leider wird die Rekrutierung von Firmbegleitern Jahr für Jahr beschwerlicher. Aber es gibt 60 Jugendliche, die mehr über ihren Glauben erfahren wollen.
‑Heiliger Geist, gib jungen und erwachsenen Menschen einen Kick, damit sie sich zur Firmbegleitung bereit erklären. Lass sie erkennen, dass diese wichtige Arbeit nicht nur ihnen selbst gut tut, sondern auf Jahre selbstbewusste junge Christen heranbildet.
Von 120 potentiellen Firmbewerber melden sich jährlich mehr als 60% zum Firmkurs an. In der Regel bleiben mehr als 90% “bei der Stange”. Manch ein Firmbegleiter nimmt es persönlich, wenn der ein oder andere abtrünnig wird, weil anderes attraktiver ist oder einige Themen zu heiß sind. Doch für die Laien‑Katecheten ist es schlimmer, wenn Firmbewerber aus Familien‑Räson die Zeit in den Gruppenstunden absitzen und resistent gegen die Versuch sind, etwas von der Faszination Jesu Christi zu vermitteln.
– Heiliger Geist, gib allen Jugendlichen durch die Firmung permanent die Chance, die Größe unseres Vaters zu erkennen.
Zwei Drittel der Menschen über 60 sind davon überzeugt, dass “ein jeder Mensch seines Glückes Schmied” ist. Die meisten Jugendlichen wollen diese Erkenntnis nicht wahr haben. Lieber träumen sie auf Wolke 7 weiter.
– Heiliger Geist, lass uns Jugendliche zu der Erkenntnis gelangen, dass es an uns liegt, dass unser Leben positiv verläuft. Stärke die Menschen, die negative Erfahrungen vergessen müssen, und zeige ihnen neue Wege auf, damit sie in ihrem Leben viele positive Eindrücke und Erfahrungen erleben dürfen.
Für manchen Besucher der hl. Messe ist die traditionelle Fürbitte um Frieden in der Weit ein alter Hut. Doch wurde in der Presse ein 14‑jähriger Junge aus Palästina gezeigt, der eine Sprengstoffweste trug. Auch er gehörte zu den 70% arabischen Jugendlichen um Israel, die Märtyrer werden wollen.
‑ Heiliger Geist, intoleranter Fanatismus ist schrecklich und tödlich. Bitte lass bei den Verantwortlichen in Politik und Schule die Erkenntnis reifen, dass ein Leben in Friede und Freude trotz unterschiedlicher Meinungen nebeneinander möglich ist.
In einer Jugendmesse hörten wir von dem Verhalten von Lemmingen. Wir wollen keine sein !!! ‑ – Heiliger Geist, motiviere uns, dass wir erkennen, dass das Nachspüren individueller, persönlicher Ziele zwar viel Kraft kostet, aber denjenigen, der sie aufwendet, zu einem zufriedenen, erfolgreichen Menschen macht. Darum: Heiliger Geist, erleuchte uns!
Wenn die Chemie stimmt - Firmung 2003
Am 14. März 2003 wurden knapp 50 Jugendliche in Hochdahl von Abt Placidus gefirmt. Zum Thema des Gottesdienstes hatten sie “Gemeinschaft” gewählt. Symbol war ein Molekülmodell, in dem stellvertretend für die 6 Firmgruppen 6 Atome eine chemische Verbindung eingegangen sind. Aber das war nicht irgendein Molekül! Ich weiß nicht, wie weit die Firmlinge dieses Symbol im Detail für sich ausgedeutet haben. Es gibt jedenfalls nur wenige chemische Verbindungen, die ein so tiefsinniges Symbol abgegeben hätten wie der von den Jugendlichen gewählte Benzolring. Die Atome gehen hier eine besonders innige Verbindung ein, indem sie sozusagen ihre äußeren Hüllen zu einer einzigen verschmelzen. Die Chemiker nennen so etwas ein aromatisches System (weil Benzol nun mal einen sehr typischen Geruch hat).
Wie müßte wohl eine Gemeinde aussehen, die einem solchen Symbol gerecht wird? In einem Lied von Peter Janssens heißt es: “Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt…” Beziehen, wir dieses Geben einmal nicht nur auf das materielle Geben (was natürlich auch oft nötig ist). Dann sind wir wieder beim Verschmelzen. Das spannende am Benzolmolekül ist, daß dabei jedes Atom trotzdem seine Selbständigkeit als Atom behält. In der Gemeinde muß sicher auch jeder seine Individualität bewahren. Aber ohne Abgeben, Nachgeben geht es wohl nicht. Aber wo ist die Grenze, wo darf ich in Dingen, die ich glaube, als Wahrheit zu erkennen, nicht nachgeben? Da kommt dann wohl die Predigt von Abt Placidus ins Spiel. Er griff das Symbol des Atoms auf und sprach vom Kern, ohne den nichts zusammenhält. Das ist unter Christen (sonst wären es keine) Jesus Christus. Sind wir uns dessen immer so bewußt? Ringen wir in unserem Leben, in Gemeinde, im Beruf mit der Frage, was täte ER jetzt? (Und wir müßten es eigentlich ständig tun, so viele Fragen sich täglich stellen.) Oft wird das ‑ so jedenfalls meine Erfahrung ‑ doch eher von Zwängen, spontanen Emotionen oder der eigenen Trägheit überlagert. Und dann?
Es heißt, der Chemiker August Kekulé habe lange Zeit vergeblich versucht, die chemische Struktur des Benzols aufzuklären. Die entscheidende Eingebung kam dann schließlich im Traum. Zumindest diesen Traum von einer wirklich ,.aromatischen”‘ Gemeinschaft der Kirche dürfen wir um keinen Preis aufgeben! Dann könnten wir auch gleich “einpacken”. Aber wohin sollten wir dann wohl gehen? Vor dieser Frage stand Petrus auch einmal. Vielleicht lesen Sie mal nach, bei Joh. 6,66 ff Selbst wenn wir die Erkenntnis des Petrus nicht mit dieser Sicherheit erlangen ‑ schließlich hat diese Sicherheit auch ihn zwischenzeitlich wieder verlassen‑, bleibt uns immer noch der Traum, den viele gemeinsam träumen köhnen…
B. Meyer
Ist Firmgruppe wirklich Kirche?
Über Empfindungen und Erfahrungen in einer fremden Gemeinschaft
Ein buntes, offenbar mit viel Liebe gebasteltes Mobile, ein Erzähl‑ und Spielnachmittag im Roncalli‑Haus, aus Ton geformte Krippenfiguren, das Rinsecke‑Wochenende mit Spazierengehen, einer beim Klönen zum Tag gemachten Nacht, Nachdenken über Zeichen die einem selbst wichtig sind, und über Sakramente. Nur wenige Stichworte von Ulrich Sander skizzieren viel gemeinsames Erleben. Es ist Montag. Einer der letzten Abende vor dem Tag der Firmung. Die Firmgruppe von Hildegard Mücke, Ulrich Sander und Christian Kortenhaus hat mir erlaubt, zuzuhören, dabeizusein.
Obwohl herzlich willkommen, fühle ich mich in dem mir doch so vertrauten Wohnzimmer von Hildegard Mücke zunächst fremd. Störe ich? Fühlen sich die anderen gehemmt? Das sind anfangs meine Befürchtungen. Fünf Jugendliche sind an diesem Abend gekommen. Sie lachen, erzählen von ihrem Schulalltag, von ihren Problemen. Sie sind völlig unbekümmert. Andere haben sich entschuldigt. Sie müssen noch lernen, am nächsten Morgen wird eine wichtige Klausur geschrieben. Es wird bedauert, daß sie an diesem Abend fehlen. Ein Jugendlicher und ein Begleiter wollen später kommen. Die Gruppe wartet. Dann Ernüchterung aus heiterem Himmel. Hildegard Mücke erzählt vom Telefonanruf eines Jugendlichen aus der Gruppe, der ganz plötzlich bedrohlich krank geworden ist. Es wird still. Die Mädchen und Jungen hängen ihren eigenen Gedanken nach.
Als es dann endlich losgeht mit der “eigentlichen” Arbeit, ist mir, als tauche ich in meine eigene Firmgruppe ein. ich erlebe mich wieder in der Rolle der Begleiterin. Ich schließe die Augen. Bilder werden lebendig. Wie die anderen in der Kleingruppe, die mit Ulrich Sander um den Wohnzimmertisch sitzen eine zweite Gruppe sitzt um den Eßtisch herum ‑ und darüber nachdenken, was Firmgruppe für sie bedeutet, bin ich mit meinen eigenen Erfahrungen von vor vier Jahren beschäftigt. Ich spüre Wärme aufsteigen und sehe sie alle noch einmal vor mir.
Jetzt geht’s hier um “Firmgruppe” ‑ nur dieses eine Wort steht in großen Buchstaben in der Mitte des großen Plakates. Zögerlich, doch ganz langsam schreiben wir dazu, was für uns wichtig ist: Gemeinschaft, gemeinsam Erkenntnisse sammeln” ‑ “Vertrauen (Sich‑fallen‑lassen‑Spiel)” ‑ “Auch einfach nur Spaß haben” ‑ “Keine fertigen Rezepte! Aber Anstöße zum Nachdenken!” ‑ “Den Glauben bekräftigen. Wie? Wann? Wozu?” – “Eine Gemeinschaft, die Sicherheit gibt.”
“Und danach?” ‑ “Erfüllte Erwartungen” – “Lohnenswerter Zeitaufwand” ‑ “Nähe und Wärme spüren”.
Plötzlich verändert sich die Mitte. Ulrich Sander hat ein neues Stichwort über das Wort “Firmgruppe” geklebt, das Wort “Kirche”. Ob die gefundenen Erfahrungen auch jetzt noch zutreffen? Es wird lange überlegt. Ja ‑ Firmgruppe ist Kirche, ein Teil dieser Gemeinschaft Kirche. Firmgruppe dreht sich um einen Mittelpunkt. Und genau das ist es, was mich in der fremden Gruppe ganz schnell hat heimisch werden lassen.
M. Spanier
Firmung - eine Entscheidung für Glauben und Kirche?
Was ist da eigentlich los? Jugendliche in der Firmvorbereitung glänzen in der Jugendmesse durch Abwesenheit. Dass sie statt dessen sonntags morgen mit der Familie in die Kirche gehen, ist die seltene Ausnahme. Der Normalfall: Gruppe ja ‑Gottesdienst nein‑Firmung ja. Denn 90 % der Jugendlichen, die den Firmkurs mitmachen, lassen sich firmen, also auch die Mehrzahl derer, die im Gottesdienst “durch Abwesenheit glänzen”.
Was ist da los? Welche Vorstellungen stecken hinter einem solchen Verhalten?
Wiederholt sich vielleicht an dieser Stelle etwas, was man ja auch von Taufe ‑ Erstkommunion ‑ Hochzeit kennt? Man nimmt halt den Service der Kirche bei bestimmten “Lebenswenden” in Anspruch, weil man ja von Natur aus religiös ist und an einzelnen Stellen des Lebens den Segen göttlicher Mächte braucht?
Eine fast klassische Formulierung für eine solche Vorstellung brachte einmal der Vater eines Taufkindes. Beim Gespräch vor der Taufe meinte er, er halte ja nicht viel von Glauben und Kirche. Die Taufgespräche seien ganz interessant gewesen, aber eine stärkere Bindung an die Kirche habe er nicht. Darauf die Frage: “Und warum lassen Sie dann ihr Kind taufen?” Und die Antwort: “Ja, das sehe ich so: das Kind wird geboren und dann wird es getauft und dann läuft es ins Leben.” Die Geburt ‑ die Taufe ‑ ein Klaps auf den Po ‑ und dann läuft es ins Leben.
Taufe, Kommunion, Trauung haben bei einer solchen Vorstellung eine ganz bestimmte Funktion ‑ mal eine Schutzfunktion, mal eine Ermutigungsfunktion (Klaps auf den Po), eine Tröstungsfunktion, eine Feierlichkeitsfunktion. Das ist oft nicht weit entfernt von magischen Vorstellungen: Rituale als menschlicher Versuch, die übermenschlichen Mächte gnädig zu stimmen!
Wenn auch die Firmung in diesem Rahmen gedeutet wird, dann stellt sie einen Initiationsritus dar ‑ wie das Mannbarkeitsritual bei den Indianern. Bei einem Gespräch mit Firmbegleitern wurde dieser Deutung allerdings vehement widersprochen. Das könne nicht die Vorstellung der Jugendlichen sein. Dafür würden sie sich viel zu intensiv damit beschäftigen, was Glaube und Kirche für ihr Leben bedeuten könnten. ‑Wenn es den Jugendlichen wirklich um ihr Leben, d. h. um ihre Lebensgestaltung geht, dann kann in der Tat die Firmung nicht nur ein magisches Lebenswende‑Ritual sein. Dann würde sich wirklich an der Firmung die Frage nach ihrer Beziehung zu Gott entzünden.
Dann stellt sich aber die Frage erneut: wieso “glänzen die Jugendlichen im Gottesdienst durch Abwesenheit”? Was ist da los, wenn sie die Firmung also wirklich ernst nehmen, am Gottesdienst aber nicht teilnehmen?
Ist es dann vielleicht so, dass sie sich einer Täuschung über die besondere Eigenart christlichen Glaubens hingeben? Gemeint ist, dass sie nicht erkennen, dass Christentum vor allem ein Gemeinschaftsvorgang ist? Auch damit würden sie sich in zahlreicher Gesellschaft befinden: Man befragt den christlichen Glauben ‑wie eine Weltanschauung ‑ auf seine Antworten für die private Lebensgestaltung. Christentum als eine Sammlung von Lebenshilfen und Verhaltensregeln, aus denen ich mir heraushole, was ich für mich brauche! Allerdings müsste die Art und Weise, wie die Firm‑Vorbereitung läuft, sie eigentlich auf eine andere Fährte bringen. Die wöchentlichen Treffen sind eben keine Schulstunden oder Seminar‑Veranstaltungen! Die ausdrückliche Absicht ist, dass Jugendliche und Begleiter miteinander leben lernen und im Miteinanderleben sich gegenseitig im Glauben und Vertrauen stützen und ermutigen. Gruppe ist eben Kirche im Kleinen, im Konkreten! Und Kirche ist Gemeinschaft. Und Kirche ist die Gemeinschaft, die sich zusammenfindet im Glauben an den einen Herrn und diese Gemeinschaft lebt im regelmäßigen Sich‑versammeln. Aber da müsste dann doch die Versammlung mit der ganzen Gemeinde, d. h. der Gottesdienst, dazu gehören?
Was ist da los? Gruppe ja – Gottesdienst nein ‑ Firmung ja? Vielleicht doch: Christentum als Weltanschauung für den privaten Verbrauch? Vielleicht sollten die Jugendlichen sich mal meiden und selbst sagen, wie sie es sehen!
B. Staßen
Begegnung zwischen Gott und Mensch geschieht handgreiflich
In einer Vorabendmesse am Samstag vor der Firmung in Heilig Geist deutete Helga Lancelle ‑ als Einstimmung zur Firmung ‑ die Zeichen dieses Sakramentes, Handauflegung und Salbung. Im folgenden können Sie die wesentlichen Passagen ihrer Ausführungen lesen. (Die Lesungstexte in dieser Messe waren 1 Tim 1, 12 ‑ 16 und Joh 15,9‑17).
Die Zeichen der Kirche sind leibhaftig und körperlich, die Begegnung zwischen dem herabsteigenden Gott und dem aufsteigenden Menschen geschieht handgreiflich.
Die Hände,
die geben und nehmen, die ergreifen, erfassen, berühren, die empfänglich sind für Zärtlichkeit und Widerstand, die Hände, die für den ganzen Menschen stehen. Meine Hände sind so sehr ich selbst, daß ich sie kaum von mir getrennt wahrnehme, obwohl ich sie ständig im Munde führe:
ich handele, ich begreife, ich erfasse.
Im Zeichen der Firmung spielen meine Hände keine Rolle mehr. Die Hand des Bischofs ist die handelnde Hand.
Ich nehme mein Leben in die Hand? Ich fasse mir ein Herz?
Ja, das ist Firmentscheidung, meine Handlung.
Ich habe mich in der Hand, um mich aus der Hand zu geben. Das Gesetz des Handelns lasse ich los, es handelt ein anderer.
Ich erwarte die Hand, die sich auf mich legt, ich erwarte die Hand von oben.
Ich lasse mich behandeln, ergreifen, Hand an mich legen. Ich liefere mich dem aus, was über mich kommt. Ich nehme nicht mit meiner Hand
‑ dann könnte ich das Genommene sofort fallen lassen oder wegwerfen.
Ich lasse einen anderen seine Hand auf meinen Kopf, den Scheitelpunkt meines Körpers legen. Das ist eine wichtige, eine empfindliche Stelle, die Zugang zu meinem Inneren gewährt.
Bei Kindern, die geboren werden, ist das Scheitelzentrum noch offen, es ist weich und zart. Im Laufe der ersten Jahre, wenn der junge Mensch mehr und mehr Fuß faßt und selbst handlungsfähig wird auf dieser Erde, schließt sich der Scheitel mehr und mehr, bis er geschlossen ist. Aber wir behalten das Bewußtsein, daß dies eine besondere Stelle des Körpers ist.
Das Scheitelzentrum ist die Stelle, an der ich aus mir hinaus aufsteige und Gott in mich eindringt, der Punkt der höchsten Energieschwingung im Körper.
Diese höchste Energieschwingung erleben wir in Träumen, Märchen oder Meditation oft als Licht, das eindringt und uns von innen hell macht oder auch als Licht, das von einem Menschen ausgeht.
In der Kunst erscheint es als Heiligenschein, als Strahlenkranz, den Menschen tragen, die mit Gott in besonderer Verbindung sind, z. B. Buddha oder die Mutter Gottes.
Auf diese Stelle meiner Person legt der Bischof seine Hand. Ich bin ein geöffnetes Gefäß, ich strecke mich aus und spüre die Hand des Bischofs.
Der mir die Hand auflegt, ist selbst durch Handauflegung handlungsfähig geworden, es an mir zu tun. Es ist eine lange Reihe von Jesus her. Die Hand auf meinem Scheitelzentrum stellt den Fluß, die fließende Verbindung her zwischen Gott und mir, zwischen allen, denen die Hand aufgelegt wird und die andern die Hand auflegen. Ich werde angeschlossen an den lebendigen Organismus der Gemeinde, der Kirche. Ich lasse mich hineinnehmen. Das ist Handauflegung.
Ich habe Euch erwählt, daß Ihr Euch aufmacht und Frucht bringt, sagt Jesus im Evangelium, das wir eben gehört haben.
Das ist das erste Zeichen: Ich gebe mich aus der Hand, ich bin ein nach oben offenes Gefäß, strecke mich aus und erwarte die Hand von oben, durch die der Fluß des lebendigen Geistes in mich einströmen kann. ‑ Handauflegung.
Der Bischof salbt, indem er die Stirn des Firmanden mit dem Kreuz besiegelt.
So wie das Scheitelzentrum in der Körpersprache die Öffnung nach oben, zu Gott ist, so ist die Stirnmitte in der Körpersprache der Sitz der Gedanken. Im Osten nennen sie diese Stelle das Dritte Auge. Es ist dies das Auge, das mit dem Verstand sieht und wahrnimmt.
Wir wissen das auch: Wenn uns die Gedanken durch den Kopf jagen, daß er zerspringen möchte, wenn wir nicht zur Ruhe kommen, weil immer neue Gedankenfetzen auftauchen und uns quälen, dann decken wir das Dritte Auge mit der Hand oder den Fingerspitzen zu, wir schließen es, wir werden ruhiger, konzentrierter und finden zu uns selbst zurück. Noch wirkungsvoller ist es, wenn ein anderer Mensch mein Drittes Auge berührt. Leider tun wir uns diesen Liebesdienst eigentlich nur noch, wenn ein Mensch im Fieber Beruhigung braucht.
Das Stirnzentrum, den Sitz der Gedanken, das Dritte Auge salbt der Bischof und zeichnet es mit dem Kreuz.
Die Salbung heilt Wunden.
Vielleicht habe ich mir den Kopf zerbrochen über die Firmentscheidung, vielleicht habe ich mir den Kopf eingerannt an den Widerständen in mir, an den Widerständen meiner Eltern oder dieser oft so verhärteten Kirche. Die Salbung heilt Wunden. Ich empfange die Heilkraft. Und wieder nicht mit meinen Händen, sondern auf meiner Stirn, die ich darbiete.
Der Gesalbte, das heißt aber Messias, Christus. Jesus hat mich zu seiner Freundin, seinem Freund erwählt, wie er im Evangelium sagt, Diese Wahl wird deutlich in der Salbung.
Die Salbung geschieht in der Form des Kreuzes, die oben und unten, rechts und links umfaßt. Der Mensch ist aufgespannt der Erde und dem Himmel und den Dingen und Menschen rechts und links. Das Kreuz auf meinem Stirnzentrum, meinem Dritten Auge gibt meinen Gedanken Orientierung und Struktur. Das ist die Besiegelung mit dem Kreuz.
Und wieder kann ich mir das Siegel, das Zeichen der Struktur nicht selbst geben oder nehmen. Ich lasse es mir aufdrücken, es in mich eindringen, ich lasse mich erwählen und zeichnen.
Das sind die Zeichen der Firmung, die wir jedes Jahr feiern. Sie sind nicht nebensächlich oder zufällig, sondern in ihnen kann etwas zwischen Gott und mir geschehen, wenn ich mich ausstrecke und die Zentren meiner Person offen darbiete.
Der Firmkurs ist Jugendarbeit
Die Einladung zum Firmkurs ihres Jahrganges ist für viele Jugendliche nach Kommunion und Buße ein erstes Zeichen, das sie nach einer langen Pause von der Gemeinde bekommen. Die Reaktionen werden sehr unterschiedlich gewesen sein, auch bei dem Jahrgang, der Anfang März gefirmt wurde. Für manch einen ist das keine große Überraschung, weil er unsere Art, die Firmung vorzubereiten, von anderen kennt. Ein anderer fällt aus allen Wolken: Was wollen die Katholiken denn von mir? Da geh’ ich doch eh’ nicht hin und in der Schule habe ich Reli auch abgewählt. Wieder ein anderer ist zwar überrascht, fühlt sich aber doch angesprochen. Es gibt sicher noch viele andere Varianten von Reaktionen.
Was ich damit zeigen will, ist, daß so unterschiedlich wie die Reaktionen auf die Einladung zum Kurs auch die Jugendlichen, die sich schließlich doch entscheiden, mitzumachen, sehr unterschiedlich sind. So wäre es sehr schwer, alle unter einen Hut zu bringen. Das ist aber auch nicht unbedingt nötig, denn im letzten September wurde der große Haufen in viele kleine Häufchen geteilt, die möglichst bunt gemischte Individuen enthielten. Die Jugendlichen sollten über Grenzen von Schulen, Freundschaften, Sprachen, Herkunft und Interessen bunt gemischt werden. Damit sollte erreicht werden, daß sich ihr Horizont ungehemmt erweitern kann und sie nicht nur im Kreise ihrer engsten Freunde Erfahrungen sammeln und austauschen, die oft nicht neu sind.
Daß unser “altbewährtes” Verfahren sich dieses Jahr nicht unbedingt den gewünschten Erfolg brachte, zeigen die Erfahrungen vor, in und nach dem Rinsecke‑Wochenende. Dennoch, obwohl manch ein Gruppenerlebnis die Illusion von lebbarer Gemeinschaft zerstören wollte, möchte ich jetzt am Ende der Firmgruppenzeit festhalten, daß Erfolge zu verzeichnen sind. Nicht in Form von: “den haben wir bekehrt”, denn das ist nicht das Ziel gewesen, sondern: “der hat wirklich angefangen, über sich, den Sinn des Lebens, Gott, Jesus, Kirche und Sakramente und hier vor allem Taufe und Firmung nachzudenken.
Das ist gut. Das ist das, was ich Erfolg nennen möchte. Ob die Jugendlichen sich firmen lassen oder nicht, ist noch lange keine Zu‑ oder Absage an Gott oder die Kirche. Es gibt immer welche, die ihre Firmung nur konsumieren oder den Eltern, Großeltern oder Freunden zuliebe mitmachen. Das ist aber kein Grund zur Resignation. Auch nach der Firmung besteht noch die Möglichkeit, daß solche Jugendliche eines Tages bemerken, daß ihnen die Firmgruppenzeit doch etwas gebracht hat, über das sich weiter nachzudenken lohnt. im Moment ist das nicht gerade die Situation, über die man sich besonders freut. Als Firmbegleiter weiß man letztlich zum Zeitpunkt der Firmung noch gar nicht, ob die eigene und gemeinsame Arbeit im Team und in der Gruppe gefruchtet hat.
Erfolgserlebnisse gibt es natürlich auch, z. B. wenn man in der Gruppenstunde Sätze hört wie: “Es hat mir geholfen, daß wir über den Sinn des Lebens nachgedacht und gesprochen haben”. Oder wenn man mit Fragen nach der Bedeutung und den Zusammenhängen unseres Christseins (mit der Bibel und Jesus Christus) so überhäuft wird, daß die Gespräche endlos weitergehen könnten, dann fühlt man sich richtig gut. An solch einer Stelle ist auch der Zeitpunkt gekommen, an dem die Firmbegleiter ihre “Lehrerrolle” ablegen und selbst lernen und erfahren, was alle beschäftigt, wovon man persönlich am Ende viel mitnehmen kann. Trotzdem sollte man nicht aus der Motivation heraus Firmbegleitung machen, seinen eigenen Glauben möglichst bereichern zu wollen, denn nicht der, sondern der Glaube der Firmlinge steht an erster Stelle.
Manchmal schlüpft man als Firmbegleiter in die Rolle eines Lehrers, eines Freundes, eines Zuhörers oder eines Lebensabschnittgefährten. Man merkt, wenn man sich Mühe gibt, sich auf die Jugendlichen zu konzentrieren, was zu welchem Zeitpunkt gefragt ist. Das klingt schwierig, vielleicht auch zu pädagogisch. Aber es ist eine der angenehmeren Herausforderungen und es kann sich für alle lohnen. Ober “Mißerfolge” und “schreckliche” Gruppen wird oft geredet. Aber schon allein für die möglicherweise wenigen Jugendlichen, denen die Firmgruppenzeit etwas für ihr Nachdenken, ihr Leben und ihren Glauben bringt, lohnt es sich immer – jetzt und auch für die Zukunft – weiterzumachen und die Jugendlichen nicht hängen zu lassen. Wir sollten ihnen das Angebot und die Chance, auf diese Weise etwas Schönes zu erleben, gönnen
M. Boscheinen
Firmvorbereitung anders als früher - die Grundgedanken von 1977
Lange Zeit fristete die Firmung in unserer Kirche ein Schattendasein. Seit Jahren ist sie in der Diskussion. Und bis heute ist diese Diskussion noch nicht abgeschlossen. Neben der Frage “Was soll’s überhaupt?” steht die Frage nach dem Firmalter im Vordergrund. Die einen plädieren für “möglichst früh”, die anderen für “möglichst spät”. Jede Seite kann für ihre Meinung gute Gründe anführen. Die deutsche Synode hat als unterste Grenze 12 Jahre verbindlich festgelegt. Nach “oben” blieb ,alles offen. In Hochdahl haben wir uns nach vielen Gesprächen im Pfarrgemeinderat, mit Jugendlichen ,und Erwachsenen für ein Firmalter um 18 entschieden. Hauptargument: Wer zu der von den Eltern verantworteten Kindertaufe und zur frühen Erstkommunion (,die ja auch von den Eltern bestimmt ist) ja sagt, der muß bei der Firmung für ein höheres Alter stimmen, ein Alter, in dem der junge Mensch endlich einmal auf eigene Verantwortung einen Schritt im Glauben tun kann. Der Charakter des “Sich‑beschenken‑lassens” bei den Grundsakramenten der Taufe und der Eucharistie (Kommunion) wird hier ergänzt durch ein eigenes, selbständiges Ja zu dem Weg des Glaubens, der bis dahin unter Anleitung, zukünftig aber selbständig in der Gemeinde der Christen gegangen werden kann.
Ich sehe eine Chance für die Gemeinde darin, wenn wir Jugendlichen einmal die Möglichkeit geben, ihre eigene Entscheidung zum Lebensentwurf Jesu und für ihr Mittun in der Kirche zu fällen. Und es scheint sinnvoll, wenn diese (sicher immer wieder neu zu verwirklichende) Entscheidung durch das Sakrament der Firmung sichtbar für die ganze Gemeinde bestätigt wird.
Ich bin mir im Klaren darüber, daß mit 18 längst nicht mehr alle zur Firmung kommen, die Jahre vorher noch zur Erstkommunion gegangen sind. Aber ist es sinnvoll, um der Vollzähligkeit willen möglichst früh zu firmen? Erliegen wir dann nicht auch ein bißchen einem magischen Sakramentenverständnis? So, als ob Sakramente wie eine Schluckimpfung wirkten? Was nützt es denn, wenn die einen trotz der Firmung dann wegbleiben und wenn man den anderen durch die Früh‑Firmung die Gelegenheit verbaut, anläßlich dieses Sakraments wirklich zu einer eigenständigen Entscheidung zu kommen? Hat nicht auch Jesus immer wieder die Entscheidung der Menschen gesucht, selbst unter der Gefahr, Menschen zu verlieren? im übrigen: Jeder sollte jederzeit die Möglichkeit haben, auch später noch zur Firmung zu kommen, auch wenn er schon erwachsen ist.
Einunddreißig Jugendliche haben sich zur diesjährigen Firmvorbereitung entschlossen. Nachdem schon seit Jahren Erstkommunion‑ und Bußvorbereitung von erwachsenen Gemeindemitgliedern getragen wird (überwiegend mit großem Erfolg, nicht zuletzt für die beteiligten Mütter und Väter selbst!), schien uns die Beteiligung der Gemeinde an der Firmvorbereitung Jugendlicher noch dringender. Wo haben Jugendliche und Erwachsene heute noch Gelegenheit (außer hier und da zu Hause!), miteinander in ein Glaubensgespräch zu kommen? Neun Erwachsene, unserer Gemeinde möchten bei der Firmvorbereitung in diesem Jahr mittun: ein Stück Weg mit den Jugendlichen zusammen gehen. An einem Samstagnachmittag und bei einem Wochenende haben sie versucht, sich auf diese Aufgabe vorzubereiten. Für das Gelingen dieses Versuchs wird noch mehr als bei den Kindern die Vertrauensbasis entscheidend sein. Vielleicht kann der eine oder andere Erwachsene dann auch von den Jugendlichen zur “Patenschaft” bei der Firmung selbst gebeten werden; Pate wäre dann einer, der bereit ist, auch zukünftig mit dem anderen in ein Glaubensgespräch einzutreten . . .
Es wird in dieser Zeit der Vorbereitung nicht nur um die Firmung selbst gehen. Wichtiger sind sicher die Fragen der Jugendlichen, wichtiger auch das Gespräch über den Glauben (und die Zweifel). Nur in Gemeinschaft und im Austausch mit anderen kann mein Glauben lebendig werden und bleiben.
G. Verhoeven