Buße / Beichtgelegenheiten und Bußgottesdienste (für Kinder, Jugendliche, Erwachsene)
Ermutigung zum Leben
Die Kinder bereiten sich mit der Erstkommunion auf das Sakrament der Versöhnung vor.
Für Erwachsene, Jugendliche und Kinder gibt es mehrmals im Jahr Bußgottesdienste.
Die Beichtgelegenheiten sind im Pfarrbüro (40438) zu erfragen und bestehen nach telefonischer Absprache mit einem der Priester.
Termine der Bußfeiern für Erwachsene, Jugendliche und Kinder
Beichtgelegenheiten
Es besteht samstags von 17:15 bis 17:45 in Hl. Geist die Gelegenheit zur Beichte.
Ein persönliches Beichtgespräch außerhalb des Beichtstuhls ist nach telefonischer Terminabsprache jederzeit möglich.
Bußgottesdienste
Termine der Bußgottesdienste entnehmen Sie bitte (vor den Oster- und Weihnachtstagen) der neuen stadt (unter Aktuelles ).
Nach Bußgottesdiensten besteht Gelegenheit zum persönlichen Bekenntnis in der Beichte.
Fastenbrief (für Kinder)
Buß-Vorbereitung
Die Katecheten haben eine Auswertung ihrer Arbeit versucht. Ist der Weg, den wir im vergangenen Jahren mit den Kindern gegangen sind, richtig?
Was sollen Kinder im Bußunterricht eigentlich lernen? ‑ Die gängige Antwort lautet: “Die Kinder sollen erkennen, was sie Böses getan haben, sollen ihre Sünden bereuen und Gott um Verzeihung bitten. Und wenn sie ihre Sünden dann in der Beichte bekennen, bekommen sie vom Priester die Lossprechung und das bedeutet, daß Gott ihnen verzeiht.” So ist ja auch die Praxis ausgerichtet, die die meisten Katholiken gelernt und vollzogen haben.
Der Glaube an einen liebenden, verzeihenden Gott ist dabei vorausgesetzt: “Natürlich verzeiht dir Gott, wenn du zu ihm zurückkehrst.”
An dieser Stelle ist dann aber auch das große Fragezeichen anzusetzen. Was ist, wenn das Gottesbild bei Menschen ganz blaß geworden ist oder negativ besetzt ist? Dann sitzt der Akzent immer mehr nur auf dem “Sündenerkennen” und “Sündenzugeben”. Und dann ist die Bußvorbereitung in der Gefahr, Menschen dazu zu bringen, daß sie “zu Kreuze kriechen”, “klein beigeben”, “allen Widerstand aufgeben”. Und das wirkt dann nicht mehr befreiend, sondern entmündigend.
Deshalb haben wir im Bußunterricht einen anderen Akzent gesetzt. Wir haben den Glauben an den liebenden Gott nicht vorausgesetzt, sondern zum eigentlichen Thema gemacht. Zunächst haben wir die Erfahrung der Kinder (“Ich”, “Familie”, “Freunde”, “Schule”, “Schöpfung”) auf die Nähe des liebenden Gottes hin durchsichtig zu machen versucht, und dann den Glauben verkündet: Gott trägt dich auch, wenn du “im Loch sitzt” (dieses “Loch” ist die Erfahrung von Unglück, Angst, Bosheit in der Umwelt und im eigenen Herzen). Und Gewissen ist nicht vor allem das “schlechte Gewissen”, sondern das (in uns Menschen) unausrottbare Bedürfnis, das alles wieder gut wird.
Und die Bußfeiern haben das dann ‑ teilweise‑ zum Erlebnis werden lassen: das Licht (Gottes) ist da, auch unter unseren Scherben. Und wenn wir es zulassen ‑ Gott will es wieder herrlich erstrahlen lassen.
Es bleibt noch viel zu überlegen und u. U. zu verändern. Wenn man diesen Akzent wählt, dreht sich alles um das vertrauensvolle “Sich-heil-machen-lassen”. Was dann praktisch rausfällt, ist die Gewissensbildung. Auf die kann man natürlich im ganzen der christlichen Unterweisung nicht verzichten. Wäre eine zusätzliche Gruppenarbeit zu einem anderen Zeitpunkt dafür der richtige Ort?
B. Staßen
Eine der schönen Erfahrungen
Eine der schönen Erfahrungen, die wir im Leben machen, ist die der Versöhnung: Eltern nehmen das Kind in den Arm und „alles ist wieder gut“. Spielkameraden reichen sich die Hände und murmeln „Tschuldigung“, Ehepartner nehmen sich Zeit für eine Aus-sprache. Wo vorher „dicke Luft“ war, ist dann wieder ein Gefühl von Geborgenheit und Neuanfang. Alle Formen von Beziehungsstörungen haben etwas Bedrückendes, der Mensch „fühlt sich nicht wohl in seiner Haut“.Jesus verkündet, dass der Mensch nie aus Gottes Liebe herausfällt – sich aber in seiner ihm geschenkten Freiheit auch gegenüber sich selbst, gegen eigene Einsicht und Überzeugung entscheiden und schuldig werden kann. Aus dieser Schuld heraus zeigen sich immer Wege: Jeder ist voll Sehnsucht und auch fähig zur Lebenskorrektur, zum Neuanfang. Dazu muss ich bereit sein, mich wahr zu nehmen, ohne unnötige Ausrede. Es gibt die Möglichkeit, mit Gott mein Leben in Augenschein zu nehmen, sich zu versöhnen und einen Neuanfang zu wagen. Unsere Erst-kommunionkinder werden am nächsten Samstag die Freude haben, das Sakrament der Versöhnung zu empfangen. Begleiten wir sie auf diesem Weg mit unseren Gedanken, und vielleicht können wir uns von ihnen anstecken lassen, auch die Chance zu ergreifen, mit Gott wieder neu über die Verstrickungen in unserem Leben ins Gespräch zu kommen.
Ihre Heidi Bauer
Buße-Umkehr-Lebenschance
Im Sommer beginnt immer wieder der Bußunterricht für die Kinder, die im Mai zur ersten hl. Kommunion gegangen sind. Im folgenden gibt eine Katechetin ihre Erfahrungen und persönlichen Überlegungen wieder, die aus der Arbeit mit einer Kindergruppe im vorigen Jahr entstanden sind.
Kennen Sie eine solche Situation: Sie sind einen langen weiten Weg gegangen. Sie haben sich sehr angestrengt. Sie müßten bald dasein. Und dann stellen sie plötzlich fest und sehen es genau: Es geht nicht weiter. Da wo sie hinwollten, dahin geht der Weg nicht. Sie müssen zurück. Sie müssen umkehren.
Läßt sich eine solche Erfahrung auf unser Leben übertragen? Die Kinder aus der Bußvorbereitungsgruppe sahen das wohl so ähnlich.
Umkehr ‑ so sagen sie, als wir darüber sprachen, daß wir gemeinsam zu einer Bußfeier in die Kirche gehen, weil Christen zusammenkommen, um gemeinsam ihre Umkehr zu zeigen, Umkehr so sagen sie, da hat man die falsche Richtung eingeschlagen, da hat man die Orientierung verloren, da kann man nicht hinkommen, wo man hin will, da muß man umkehren. Da wird nichts gesagt von kleinlicher Beachtung oder Übertretung irgendwelcher Gebots‑ oder Verbotsverordnungen. Nein ‑ die Gesamt‑Richtung stimmt nicht.
Buße und Umkehr. Das neue Testament Christus ‑ spricht immer von Umkehr und Buße. Ist Buße und Beichte (wir setzen das ja meist so zusammen) viel zu eng gedacht? Geht es um viel mehr? Geht es um lebenswichtige Fragen?
“Buße ‑ Ermutigung zum Leben”, so heißt der Titel unserer Arbeitsmappe für die Bußvorbereitung. Das, was dieser Jesus von Nazareth erzählt hat, ist eine Botschaft zum Leben, zu hoffnungsvollem und erfülltem Leben, zum Leben in Fülle, sagt die Bibel.
Buße ‑ Umkehr ‑ den Weg zum Leben, zum Mensch‑sein verloren, umkehren vom falschen Weg; Buße ‑Ermutigung zum Leben
wie könnte das aussehen für uns?
Ein paar Gedanken und Überlegungen dazu, die aus der Bußvorbereitungszeit entstanden sind:
Ich bin ich ‑ mich gibt es nur einmal ‑ ich bin einzigartig; so wie du bist, ist sonst keiner.
Liegt der Wert des Menschen ganz einfach darin, daß er da ist, so wie er ist? Und nicht darin, was er kann, was er leistet, was er schafft?
Das Leben ist hart ‑ die Konkurrenz groß ‑ die Chancen gering. Sieh also zu, daß du stark bist, daß du dich durchsetzt.
Läge vielleicht eine Möglichkeit darin, weich und empfindsam zu sein für sich, für die anderen, für das Leben, für die Weit?
Die Welt ist schlecht ‑ die Menschen ebenfalls. So eine kleine Weit, die man sich aufbaut, das geht ja noch. Aber ansonsten: Sieh dich vor.
Können wir bei einer solchen Haltung noch die Weit und das Leben entdecken? Können wir dabei noch etwas von dem Empfinden verspüren: All das ist uns gegeben, damit wir leben können? Die Erde, daß wir auf ihr gehen können; die Luft, daß wir atmen können; die Sonne, daß sie alles hell macht und wärmt; das Wasser, daß wir trinken und schwimmen können; Bäume, Pflanzen, Tiere … und die Menschen, weil wir die Zuneigung, das Verstehen, die Liebe der anderen brauchen?
Wo Druck entsteht, müssen wir vorsichtig sein vor uns selber und vor den anderen, uns und unser Leben so zu sehen, wie es ist ‘ weil die Angst hochkommt, daß man noch eins drauf kriegt und dadurch noch kleiner wird.
Aber wachsen und größer werden können wir da, wo wir uns und unser Leben mit klarem Blick sehen können und darüber nachdenken können.
Unsere Sehnsucht nach verstanden werden und angenommen sein ist groß, besonders da, wo Schuld und Versagen uns belasten, wo uns unser Leben nicht gelingt.
Kann ich daran glauben, daß jemand mir zuhört und mich wie an die Hand nimmt und mir sagt: Es ist wieder gut‑du brauchst nicht mutlos zu sein ‑ du kannst wieder froh sein ‑ oder muß ich mich mit meiner Not verkriechen und bemüht sein, daß nach außen nichts sichtbar wird, und manchmal fast daran ersticken?
Die Großen, die da oben haben das Sagen. Man selber, was kann man schon tun. Man ist ja nur ein Rädchen im Getriebe, das zu funktionieren hat.
Christus sagt seinen Jüngern nach Ostern, nach seiner Auferstehung: Empfangt meinen Geist, heiligen Geist. Allen, denen ihr die Sünden erlaßt, denen sind sie erlassen. Sind wir gar nicht den Mächten der Weit so hilflos ausgelieferte Menschen? Liegt darin nicht das Angebot und die Zusage zu verbindlichem, gültigem Leben? Liegen darin nicht ganz andere Lebensmöglichkeiten?
H. Mücke
Bußfeiern für Kinder
Vor Weihnachten bieten wir an zwei Nachmittagen in Heilig Geist und St. Franziskus Bußfeiern für Kinder an. Diese Gottesdienste sind nicht für die sogenannten „Bußkinder” gedacht, die zwischen den Sommerferien und Weihnachten in der Bußvorbereitung mitmachen. Diese Kinder haben vor Weihnachten ihre eigenen Bußgottesdienste gehabt (im vergangenen Jahr fünf Feiern in der zweiten und dritten Dezemberwoche). Die beiden Angebote unmittelbar vor Weichnachten sind für die älteren Kinder gedacht – bis zu dem Alter, wo „Jugendliche” besser in den Erwachsenen-Gottesdienst gehen.
Und nun: in den beiden Gottesdiensten für die Kinder waren dieses Mal vier bzw. fünf Kinder anwesend! Vor Ostern war es auch nicht viel besser.
Was heißt das? Buße fällt für Kinder aus?
Oder handelt es sich um ein Mißverständnis?
Einerseits ist richtig: für Kinder gibt es keine Notwendigkeit zu beichten. Nach alter katholischer Lehre ist ein getaufter Christ nämlich nur dann zur Beichte verpflichtet, wenn er eine „Todsünde” begangen hat (Lehre des Trienter Konzils, 16. Jhdt.). Kinder können aber noch keine „Todsünde” begehen; weil ihre Persönlichkeitsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, sind sie zu einer solch schwerwiegenden Entscheidung noch gar nicht in der Lage.
Richtig ist natürlich auch, daß eine Beichte auch für Kinder wertvoll sein kann. Sich anzuvertrauen, indem man das eigene Versagen ausspricht, kann eine sehr intensive Form sein, um Vergebung zu erleben.
Und richtig ist vor allem, daß christliches Leben ohne Umkehr und Buße nicht denkbar ist. Keiner ist perfekt – auch nicht im Glauben. Und jeder hat immer wieder Umkehr und Vergebung nötig.
Demnach: Kinder müssen immer wieder Umkehr vollziehen und Vergebung erlangen – auch wenn das nicht unbedingt in Form einer Beichte geschehen muß!
B. Staßen
Zum Verhältnis von Erstkommunion und Buße
Beichte vor oder nach der Erstkommunion? –
Über jahrzehntelange Praxis in Hochdahl und eine bischöfliche Order 2008 aus Köln
Bis 2008 wurde die Bußvorbereitung in unserer Gemeinde nach der Erstkommunion durchgeführt.
Uns war und ist stets das bedingungslose Angenommensein des Kindes (wie jedes Menschen) von Gott die elementare biblische Botschaft gewesen. Und eben nicht, dass der Mensch primär sündig ist und erst einmal beichten muss, um von Gott angenommen zu sein.
Nach einer bischöflichen Order aus Köln 2008 muss nun wieder zuerst die Beichte erfolgen, bevor das Kind zur Erstkommunion darf.
Hier könnten wir theologisch streiten, müssen jetzt aber im Sinne der Kinder sehen, dass der Grundgedanke des Angenommenseins auch im neuen Vorbereitungsablauf der Eigentliche bleibt.
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Warum wir es aus gutem Grund jahrzehntelang “anders” gemacht hatten:
ÜBER DIE REIHENFOLGE KOMMUNION‑BUSSE‑BEICHTE
Ein Abend für die Eltern der Erstkommunionkinder
In einem ersten Teil habe ich erzählt wie wir in den 70‑er Jahren dazu gekommen sind, Kommunion‑ und Bußvorbereitung in dieser Reihenfolge anzubieten. Ich habe die Gründe aufgezählt die dafür sprechen. Danach ging es dann um die Frage, wann eine Beichte vor dem Empfang der hl. Kommunion wirklich notwendig ist. Nach der Lehre des Konzils von Trient (16. Jh) ist das dann gegeben, wenn jemand eine “Todsünde” begangen hat. Es ist eine lange Geschichte von dieser Entscheidung des Konzils bis zu der Praxis, fast vor jedem Empfang der hl. Kommunion zur Beichte zu gehen (wie es bis vor 30 ‑40 Jahren hier in Deutschland weitgehend üblich war).
Nach diesem Vorspann (in Referats‑Form) hatten die Teilnehmer des Abends die Möglichkeit, in Gruppen von ca. 10 Personen ihre eigenen Gedanken und Erfahrungen auszutauschen. Offensichtlich war der Verlauf dieses Austauschs in den einzelnen Gruppen sehr unterschiedlich. Es gab Gruppen, die die Hochdahler Praxis eindeutig befürworteten ‑ mit sehr differenzierten Begründungen. In anderen Gruppen waren die Meinungen geteilt: einige plädierten deutlich für die Beibehaltung der traditionellen Reihenfolge.
Die letzten 40 Minuten des Abends waren eigentlich dazu gedacht Fragen zu stellen und nach Antworten darauf zu suchen. Aber es kamen keine Fragen. Heißt das, daß ein weiterer Klärungsbedarf an dieser Stelle nicht besteht? Statt dessen haben wir dann versucht zusammenzutragen, was an wichtigen Aussagen und Vorstellungen in den Gruppen vorgebracht worden war.
Und welche Ergebnisse sind nun bei dem Abend rausgekommen?
Faktisch lief die Argumentation des Abends darauf hinaus, den Druck wegzunehmen, der mit der Koppelung von Beichte und Kommunion gegeben ist und bei vielen Menschen ungerechtfertigte Sündenangst erzeugt hat. Es stimmt eben nicht, daß man damit rechnen muß, dauernd im Zustand der schweren Sünde zu sein, so daß man erst nach einer Beichte wieder zu Kommunion gehen kann. Wer als gläubiger Mensch in der Gemeinschaft der Kirche praktisch (und praktizierend!) vor Gott zu leben versucht, bei dem wird eine “Todsünde” (und von der spricht das Konzil von Trient; “Todsünde” und “Schwere Sünde” sind nicht dasselbe!) sehr, sehr selten oder gar nicht vorkommen. Denn “Todsünde” ist eine totale Trennung von Gott und der Gemeinschaft der Kirche.
Und noch etwas anderes ergab sich an dem Abend: es tauchte die faszinierende Vielfalt der Bußformen auf. Die Möglichkeiten zum Vollzug und zur Erfahrung von Umkehr und Vergebung sind unwahrscheinlich zahlreich. Und sie sind so verwoben in die alltäglichen Lebensvollzüge, daß sich eine spannende Perspektive auftat. Buße im konkreten Leben! Das war in den Vorbereitungsgesprächen schon immer wieder aufgetaucht und das scheint mir im Moment eine Möglichkeit, mit der Buß‑Pastoral (d. h. mit dem Wiedereinüben von Buße und Vergebung) voran zu kommen.
Und wenn Umkehr und Vergebung in unserem Leben wieder stärker ihren notwendigen Platz bekommen, werden wir ‑ so hoffe ich ‑zunehmend die Bedeutung des Gesprächs (Eingestehen und Zuspruch erfahren) und damit eine befreiende Form von Beichte wiederentdecken.
B. Staßen
Pfarrversammlung zur Bußvorbereitung
Talk am Turm ‑ Betrachtung zur Pfarrversammlung am 8.Juli 2003
Mein Gott dem ich vertraue
WAS FÜR EINE
VORSTELLUNG VON GOTT
HABE ICH?
Eine gut vorbereitete, gelungene Veranstaltung, dieser “Talk am Turm” zum Thema Bußvorbereitung der Kommunionkinder. Aber mehr noch: Für alle, die gekommen waren, war sie ein Anstoß, über alle unsere Probleme mit Sünde und Schuld, Sühne, Vergebung und Befreiung nachzudenken. Und das in einer Dichte, die zu weiterer Besinnung einlädt. Schade, daß nur knapp fünfzig Gemeindemitglieder gekommen waren.
In einem Rollenspiel (“Gespräch auf der Straße”) wurde zunächst das Für und Wider der Bußvorbereitung aufgezeigt. Die Teilnehmer in der Kritikerposition hatten es da leichter; die gängigen Argumente lagen auf der Hand: Ich habe schlechte Erfahrungen mit der Beichte, das muß ich meinem Kind nicht antun ‑ Die Kommunionvorbereitung reicht, jetzt auch noch Bußunterricht? ‑ Die Kinder haben keine Lust und keine Zeit ‑ Wenn ein Kind überhaupt schon schuldig werden kann, dann reicht die Erziehung zum “Wiedergutmachen”.
Dagegen die Befürworter: Kommunion und Bußvorbereitung haben ganz unterschiedliche Akzente ‑ Gegenüber der alten Vorstellung vom strafenden Gott sehen wir heute Gott als den, dem wir vertrauen können ‑ Kinder sind auch im Grundschulalter durchaus in der Lage, Schuld zu erkennen und zu erleben ‑ Die Bußvorbereitung der Kinder kann für alle Familienangehörigen Anlaß sein, über den eigenen Standort nach-zu-denken.
Als entscheidende Frage ergab sich dann natürlich, wie die Bußvorbereitung inhaltlich gestaltet werden soll. Dieser Teil wurde zum Höhepunkt des Abends. Er führte ‑ bei reger und offener Beteiligung Vieler ‑ in das Zentrum unserer Erwartungen an das Bußsakrament. Die Diskussion wurde auch dadurch so lebendig, weil die oft abschreckenden Beichterfahrungen der Älteren und das Gefühl gerade der Jüngeren, daß die völlige Aufgabe des Bußsakraments auch nicht der Weisheit letzter Schluß ist, in offener und befruchtender Weise eingebracht wurden.
Was für eine Vorstellung von Gott habe ich? Den nur fordernden, richtenden und strafenden Gott will glücklicherweise niemand mehr. Haben wir ihn aber allzusehr durch das Bild vom ‑harmlosen ‑ “lieben Gott’ ersetzt, der alles versteht und alles verzeiht? Dann wäre ein besonderes Sakrament der Buße allerdings überflüssig, ebenso wie man auf manches andere in Kirche und Gemeinde getrost verzichten könnte. Was aber sonst?
Vielleicht sollten wir damit aufhören, Gott nach unseren menschlichen Vorstellungen zu schaffen und ihn damit auch dem Spiel der Moden und Ideologien zu überlassen. Je mehr wir ihn auf Eigenschaften festlegen, desto eher entgleitet er uns. Wir können das Geheimnis Gott ohnehin nie entschlüsseln. Das Gebot “Du sollst dir von Gott kein Bild machen” (Dt.5,8) hat schon seinen guten Sinn.
Vielleicht ist ein besserer Ansatzpunkt, über das eigene Verhältnis zu Gott nachzusinnen. Ist es von Staunen, Hoffnung, Dankbarkeit, Ehrfurcht oder von Gleichgültigkeit, Angst oder Ablehnung bestimmt? Bemühe ich mich um mehr Leben in meiner Gottesbeziehung?
Die Bußvorbereitung in unserer Gemeinde geht diesen Weg. “Mein Gott, dem, ich vertraue” ist der Titel der neuen Bußmappe, die in der Pfarrversammlung mit großer Zustimmung aufgenommen wurde. Dieses Vertrauen in Gottes Schöpfermacht, in seine Nähe und in seine Liebe zu den Menschen und das Vertrauen, sich in seine Hand fallen lassen zu dürfen, soll in den Kindergruppen aufgebaut und gestärkt werden. Es setzt als mein Ureigenes voraus, daß ich Ja sage zur Welt, die mich umgibt, Ja sage zu den Menschen um mich herum und vor allem Ja sage zu mir selbst in meinem Dasein und mit all meinen Möglichkeiten und Schwächen. Alles das ist grundgelegt in unserer frühkindlichen Existenz und in der Erziehung in der Familie und wird in der Gruppenarbeit immer wieder aufgegriffen und neu beleuchtet.
Das Vertrauen in Gott und das Ja zu uns selbst gibt uns die Einsicht und die Kraft, unser Versagen und unsere Schuld weder wegzudiskutieren noch zu bagatellisieren oder gar als Katastrophe zu erleben. Dürfen wir Gott gar mit in die Verantwortung nehmen?
Der Abend führte dann zu der wichtigen
Frage, auf weiche Weise wir Befreiung von Schuld erlangen können. Denn daß dies das Ziel nicht nur der Bußvorbereitung für die Kinder sein sollte, sondern ein Problem auch der Erwachsenen für sich selbst war, wurde deutlich. Offenbar besteht ein großes Bedürfnis, daß Verzeihung und Vergebung nicht nur “erbetet” werden, sondern in einem befreienden Akt erlebt werden. Fragen: Was ist “gültig”? Kann die Mutter dem Kind, das sich mit Schuldgefühlen an sie wendet, Gottes Vergebung zusprechen? Hat sie die “Machr zu diesem zweifellos befreienden Wort? ‑ Können Menschen sich überhaupt untereinander mit schuldbefreiender Wirkung verzeihen?
Wichtig war der Hinweis, daß in der heiligen Messe vielfach von Vergebung der Sünden die Rede ist, z.B. beim Schuldbekenntnis zu Beginn der Messe, im Vaterunser und vor der Kommunion. Im übrigen bietet die Kirche neben der herkömmlichen Beichte (aber bitte ohne Festhalten am Beichtspiegel!) das offenere Beichtgespräch und den Bußgottesdienst vor Hochfesten an.
H. Lucas