Freundeskreis für Flüchtlinge in Erkrath e.V.
Vereinsadresse:
HAND IN HAND – Unser Begegnungszentrum
Beckhauser Str. 16g, 40699 Erkrath
Wer die Arbeit des überkonfessionell ausgerichteten Vereins unterstützen möchte, ist jederzeit willkommen.
Weitere Informationen unter:
Tel.: 0157-37946318
Email: info@fkfe.de
Web: www.freundeskreis-fluechtlinge-erkrath.de
Facebook: www.facebook.com/fkfe.de
Ein Erfahrungsbericht zu der Arbeit in den Unterkünften
Ich möchte Ihnen etwas über die bei uns wohnenden Flüchtlinge erzählen bzw. sie ein bisschen informieren, was hier vor Ort los ist.
Seit über 30 Jahren gibt es den Freundeskreis für Flüchtlinge. Im Mai vergangenen Jahres waren noch weniger als zehn Mitglieder hier in Hochdahl tätig, allen voran Frau Koch (über 80 Jahre alt) und Frau Piegeler (über 75 Jahre alt). Das hat sich in der Zwischenzeit sehr verändert. Nicht nur die Zahl der Flüchtlinge ist immens angestiegen, sondern auch die Zahl der Menschen, die helfen wollen. Es sind im Moment mehr als 150 Hilfswillige, von denen wir wissen. Das bringt auch den Freundeskreis etwas unter Druck, weil es nicht so leicht geht, das alles ehrenamtlich zu organisieren. Hoffentlich lassen sich keine Leute abschrecken, wenn sie nicht sofort eine „Einsatzstelle“ vermittelt bekommen bzw. ihre Angebote angenommen werden können.
Die Hilfsmöglichkeiten sind so vielfältig wie die Menschen. Das geht von Kleiderspenden bis zur Übernahme einer Familienpatenschaft, von Kinderbeschäftigung bis zur Sprachvermittlung, von Übersetzungstätigkeit bis zum Sportangebot, von Geldspenden bis zu Einkaufshilfen, von Praktikumsplatzbeschaffung bis zur Vermittlung von Wohnraum, von Umzugshilfe bis zu Rechtsberatung, von Hilfe in der Kleiderkammer bis zu Begleitung zur Ausländerbehörde in Dortmund.
Wir haben sieben “Flüchtlingsheime“, Notunterkünfte, in denen rund 360 Menschen leben. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Iran, Irak usw. Alle diese Menschen haben ihr Heimatland nicht freiwillig verlassen, sondern sind geflohen, weil sie um ihr Leben fürchten. Sie haben einen Weg in Ungewissheit und großer Gefahr auf sich genommen. Sie sind traumatisiert durch die Ereignisse in ihren Ländern bzw. durch Erlebnisse auf ihrer Flucht. Neben diesen Asylbewerbern in den Heimen leben bei uns noch etliche Flüchtlinge in Wohnungen. Das sind vor allem Menschen aus Syrien, die zur Zeit relativ schnell eine Aufenthaltsgenehmigung und Anerkennung erhalten. Und seit fünf Wochen sind wir auch Noterstaufnahmestelle. Das bedeutet, dass zu uns Menschen in Bussen von einer Grenze gebracht werden, die noch nicht registriert wurden. Die ersten 150 kamen im Bürgerhaus unter, wo sie Bett an Bett in der großen Halle und in den Veranstaltungsräumen leben. Ihnen stehen ein Bett, ein Stuhl und ein Spind zur Verfügung, den sie aber mit drei anderen teilen müssen. Als in unserer Gemeinde bekannt wurde, dass das Bürgerhaus „bezogen“ würde, gab es eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft. Innerhalb von drei Tagen war das ganze Gemeindezentrum Sandheide voll mit gespendeten Kleidungsstücken, Spielsachen, Bettwäsche usw. Sie wissen selbst, was Sie alles dahin gebracht haben. Wir waren sicher, mit diesen Sachen 600 Menschen versorgen zu können. Es gab anfangs riesige Probleme, ein Lager dafür zu finden, was uns jetzt aber mit Hilfe der Stadt Erkrath gelungen ist. Welch tolle Sachen Sie gespendet haben und was Menschen erwarten, zeigt die erstaunte Äußerung einer Frau: „Die sind ja so gut angezogen.“
Letzte Woche wurden die ersten 150 Flüchtlinge aus dem Bürgerhaus ausgetauscht, d.h. es kamen 150 neue. Und zwei Tage später kamen noch einmal 150 Menschen nach Erkrath in ie Albert-Schweitzer-Schule. Nun leben bei uns jetzt 360 Flüchtlinge in den Heimen, 300 in den Erstaufnahmestellen und schätzungsweise 200 in Wohnungen. Integration kann nur durch persönliche Beziehung erfolgen. Eine ganz einfache Methode, den ersten Kontakt aufzubauen, ist, jemanden zum Kaffee einzuladen. Auf diesem Weg werden sogar erste Worte in unserer Sprache vermittelt.
Eine kleine Begebenheit: Am Mittwoch habe ich eine Syrerin getroffen, die gerade am Morgen gegen 4 Uhr, also mitten in der Nacht, mit einem Bus direkt aus Österreich in der Albert-Schweitzer-Schule angekommen war. Sie bat mich um Hilfe bei der Suche nach einem Bett für ihren Sohn. Sie hat ihren 17jährigen Sohn seit 11 Monaten nicht mehr gesehen. Er ist damals alleine geflohen und lebt jetzt in Stuttgart. Als er hörte, dass seine Mutter hier in Erkrath ist, hat er sich in den nächsten Zug gesetzt und ist hierhergekommen. Er ist abends angekommen, und die Übernachtung konnte geregelt werden. Keiner von beiden wusste, ob er den anderen noch einmal wiedersehen würde. Von diesen Beispielen könnte ich Ihnen noch viele erzählen, aber es ist jetzt schon so viel.
Das wichtigste Kommunikationsmittel ist für diese Menschen das Handy. Sie kommen aus zivilisierten Ländern. Mit dem Handy können Sie Kontakt mit ihren Verwandten halten, soweit das überhaupt möglich ist. Solange sie erreichbar sind, heißt das, dass sie leben.
1945 wurden im total zerbombten Deutschland 12 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Obwohl niemand etwas hatte, war die Hilfsbereitschaft bei den meisten immens. Etliche Millionen Deutsche flohen ins Ausland und wurden dort aufgenommen. An diese Zahlen kommen wir lange noch nicht heran.
Wie viele Brote und Fische haben wir?
Monika Funk
Über die Teestube
Die Teestube wird vom 1986 gegründeten ökumenisch organisierten Freundeskreis für Flüchtlinge betrieben.
Donnerstags von 17-19 Uhr gibt es im „Haus der Kirchen“ am Hochdahler Markt 9 für alle Flüchtlinge Kaffee, Tee, Saft, Kekse, Gespräch und jede Art von praktischer Hilfe.
Die Leute kommen mit Anträgen zur Teestube, die sie nicht verstehen“, klagt Monika Funk und schüttelt den Kopf. Seit etwa einem halben Jahr arbeitet die Sozialarbeiterin jetzt ehrenamtlich in der vom ökumenischen Freundeskreis für Flüchtlinge betriebenen Teestube mit. Hier gibt es donnerstags von 17 bis 19 Uhr im Haus der Kirchen am Hochdahler Markt 9 praktische Lebenshilfe. Erika Koch, „Urgestein“ dieser Initiative und wie Irmtrud Piegeler und Brigitta Wolfseher mit dem Bürgerinnen- und Bürgerpreis 2009 der Stadt Erkrath ausgezeichnet, kümmert sich um Syrer, die in Wohnungen untergebracht sind.
Monika Funk hat beruflich mit Behörden zu tun. Sie weiß, was es bedeutet, Formulierungen in einem Antrag erst einmal nur zu verstehen, und dann noch in einer fremden Sprache. Selbst für die Helfer sind die Kontakte zu den Behörden aus unterschiedlichen Gründen oft mühsam. Sie setzt große Hoffnung darauf, dass die Arbeit des Freundeskreises von dem Soforthilfeprogramm des Erzbistums Köln für Flüchtlingsarbeit profitieren kann. Entsprechende Anträge wurden gestellt. „Wir brauchen unbedingt eine Dolmetscherin, damit die Flüchtlinge zum Arzt oder zu den Ämtern begleitet werden können.“ Maria aus dem Iran spricht deutsch, aserbaidschanisch und persisch. Sie übersetzt bislang schon donnerstags in der Teestube und macht eine Ausbildung zur psychologischen Begleiterin. Durch finanzielle Unterstützung kann sie zusätzliche Hilfe leisten.
Gäste der Teestube sind Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und sozialen Strukturen. Sie kommen aus Aserbaidschan, Georgien, Nigeria und Ghana, afrikanische Frauen aus Marokko mit kleinen Kindern kommen ebenso wie Tamilen. „Jeder wird per Handschlag begrüßt“, hat Monika Funk festgestellt. Hilfe wird auf unterschiedliche Art und Weise benötigt und geleistet, ob ein Brief des Jobcenters beantwortet oder Familienzusammenführung organisiert werden soll. Bei Bedarf gibt auch die Rechtsanwältin Christina Greeven-Bierkämper juristischen Rat.
Der Betrieb der Teestube wird von der Stadt Erkrath mit 500 Euro jährlich unterstützt. Auch die Kirchengemeinden helfen bei Bedarf mit Geld aus. Das alleine reicht nicht aus, um den Menschen den Aufenthalt in der Fremde erträglicher zu gestalten.
Um Spendengelder zu bekommen und Spendenquittungen ausstellen zu können, hat der Freundeskreis für Flüchtlinge Mitte Dezember einen Verein gegründet.
Um noch gezielter und konkreter helfen und auch Spendenquittungen ausstellen zu können, hat der seit 30 Jahren bestehende ökumenisch ausgerichtete Freundeskreis für Flüchtlinge in Hochdahl einen gemeinnützigen Verein gegründet. Monika Funk ist die 1. Vorsitzende, sie wird im Vorstand von Anja Naujoks (2. Vorsitzende) und Kassierer Dieter Thelen unterstützt.
Spenden
zur Unterstützung der Arbeit des Freundeskreises für Flüchtlinge in Erkrath e.V. können überwiesen werden auf das Konto:
Kreissparkasse Düsseldorf
IBAN: DE69 3015 0200 0002 1072 74
BIC: WELADED1KSD